Launiger Auftakt in Solothurn
Kulturminister Alain Berset stellte die neue Filmtage-Leiterin Anita Hugi in den Schatten.

«Akte (0)983, 15.1.1968». Anita Hugi, die neue Leiterin in Solothurn, las bei ihrem ersten Auftritt aus der ersten Fiche über die Filmtage vor. Kurz war sie, die Fiche («Die Veranstaltung war ein voller Erfolg für junge Filmregisseure u. Stars»), und kurz war auch die Rede von Hugi.
Mal verwies sie auf die Geschlechterparität bei kurzen und mittellangen Filmen am Festival, mal erwähnte sie die erstmals stattfindende Party der Filmhochschulen. Doch mehr als ein Werbespot in eigener Sache war das nicht. Antrittsvisionen klingen anders. Frauenförderung – das war schon unter Hugis Vorgängerin Seraina Rohrer ein grosses Thema.
«Warum heisst es eigentlich Fichen-Skandal und nicht Karteikarten-Skandal?»
Aber dann Bundesrat Alain Berset: Man kennt den Kulturminister ja als jovialen Redner, aber wie er hier James Bond, die Fichenaffäre und den Sündenbock Westschweiz zusammenbrachte («Warum heisst es eigentlich nicht Karteikarten-Skandal? Und warum heisst ein karges Nachtessen ‹Apéro riche›?»), hatte Witz, Biss und Relevanz – und war fast noch besser als der Eröffnungsfilm «Moskau Einfach!» von Micha Lewinsky.
Ja, so stellt man sich einen Landesvater vor. Kein Wischiwaschi, sondern Klartext. Etwa wenn er über James-Bond-Autor Ian Fleming nachdenkt, der die Schweiz als Land sah, das krampfhaft das Chaos abwehren will. Aber auch, wenn er zur Aktualität switcht: «Google und Co. wissen heute mitunter mehr über uns als wir selber.» Und vor allem wenn er mahnt, dass das alte Freund-Feind-Schema in jüngster Zeit gefährlichen Auftrieb erhalten habe. «Man lässt den andern nicht mehr ausreden.»
Wo steuern die Filmtage hin?
Da weiss man Bescheid. Und zwar von einem, der nicht von oben herab doziert, sondern von jemandem, der aus dem Volk spricht. Das dürfte auch Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger gefallen haben. Leuenberger, der 1989/90 Präsident jener parlamentarischen Untersuchungskommission war, die den Fichenskandal ans Licht brachte, war ebenso im Saal wie Emil Steinberger («Die Schweizermacher»).
Aber wo steuern die Solothurner Filmtage nun hin? Einmal zitierte Anita Hugi die Schweizer Regisseurin Ursula Meier («Home»), die aktuell in der Jury für den Prix de Soleure sitzt, mit den Worten: «Ich finde, man muss eine ganze Karriere lang immer erste Filme machen.» Okay. Aber was das für Solothurn bedeuten könnte, muss sich erst noch zeigen.
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