Geldberater: Der Marktschrei(b)erLafargeHolcim erholt sich schnell
EFG hat sich erfolgreich transformiert +++ Die Pharmafirma ObsEva weckt Interesse +++ Kudelskis Wurzeln werden zum Stolperer +++ SIG ist krisenresistent.
LafargeHolcim: Kaufen
Super Zahlen, ein guter Ausblick, und dennoch verlieren die Aktien. Hat der Zementkonzern LafargeHolcim einfach kein Glück an der Börse? Nicht ganz. Schaut man sich die ganze letzte Woche an, haben die Aktien sehr wohl zugelegt, nämlich um fast 5 Prozent. Offenbar haben Anleger einfach bereits ein sehr gutes Resultat erwartet, was nach den letzten Neuigkeiten des Unternehmens auch nicht verwunderlich ist. Diese deuteten bereits an, dass sich LafargeHolcim geradezu V-förmig von der Pandemie erholt. Auf einen abrupten Einbruch des Geschäfts im April folgte eine ebenso abrupte Rückkehr der Nachfrage. Corona wird dem Zementkonzern das Geschäft nun kaum noch vermiesen. Schon die zweite Welle liess LafargeHolcim quasi unberührt. Die Baustellen sind offen, das Geschäft brummt. Das geht 2021 so weiter. Für zusätzliche Nachfrage werden zahlreiche Regierungen sorgen, die mit Infrastrukturprogrammen die Konjunktur ankurbeln wollen, so etwa die USA mit Joe Bidens «Build Back Better»-Plan. Kurz: Die Aussichten sind gut, mein Fazit klar: Kaufen
EFG: Kaufen
Die Aktien von EFG habe ich dagegen lange Zeit links liegen lassen. Ein ineffizientes Geschäft, sinkende Margen, das Verdauen einer komplexen Übernahme und Rechtsfälle sprachen stets gegen die Titel der Vermögensverwalterin. Gut, vor Rechtsrisiken bleibt die Bank auch künftig nicht gefeit. Dafür hat sie ihre Transformation zu einem stabileren, effizienteren Geschäft schneller vorangetrieben, als ich gedacht hatte. Die Kosten sind runter, der Gewinn hoch, die Basis für künftigen Ertrag ist gut. Bis Ende Jahr hat EFG die verwalteten Vermögen auf 158,8 Milliarden Franken wachsen lassen. Auch dank des höchsten Neugeldes der vergangenen zehn Jahre. Nun wird es ernst. Halten die Märkte ihr Niveau oder steigen sogar, dürfte EFG beim Gewinn heuer nochmals eine Schippe drauflegen. Zumal die Fokussierung auf weniger, dafür profitablere internationale Standorte nochmals zur Kosteneffizienz beitragen wird. Ich setze darauf, dass der Aktienkurs diese Entwicklung über kurz oder lang spiegelt. Kaufen
ObsEva: Dosiert kaufen
Kennen Sie ObsEva? Die Aktien des kleinen Pharmaunternehmens, das sich auf Frauenmedizin spezialisiert hat, notieren seit einem Rückschlag für den Hauptproduktkandidaten vor gut einem Jahr tief, die Kurse schwanken stark. So haben sie sich nach einer Investorenpräsentation im Januar kurzzeitig mehr als verdoppelt, haben seither aber wieder an Wert eingebüsst. Für risikofreudige Anleger können sie dennoch eine Überlegung wert sein. Der Zulassungsentscheid der europäischen Arzneimittelbehörde zu ObsEvas potenziellem Medikament gegen Blutungen und Schmerzen im Zusammenhang mit Uterusmyomen wird zwar erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet, das Unternehmen sucht aber bereits intensiv nach möglichen Lizenzpartnern. Der Wirkstoff wird zudem bereits in Phase III bei einer anderen Indikation getestet. Und: ObsEva lotet aus, ob er auch bei Prostatakrebs helfen könnte. Just diese Ankündigung dürfte zum jüngsten Kursanstieg beigetragen haben und das Interesse grösserer Pharmaunternehmen steigern. Bei einem Deal oder gar einer Übernahme von ObsEva rechne ich mit einem schönen Gewinn. Dosiert kaufen
Kudelski: Verkaufen
Seit fast fünf Jahren ist der TV-Sicherheitsspezialist Kudelski daran, sein Geschäftsmodell umzustellen. Denn immer mehr Leute streamen Netflix, immer weniger leisten sich ein Pay-TV-Abo. So bröckelt das Stammgeschäft Digital TV mit Sicherheitskarten für Settop-Boxen langsam, aber sicher weg, während das zukunftsfähige Geschäft mit IT-Sicherheit und dem Internet der Dinge noch nicht richtig Fahrt aufgenommen hat und hauptsächlich Geld verbrennt. Doch die vorgelegten Zahlen für 2020 lassen hoffen: Der Verlust wurde trotz Corona halbiert, die Cashflows schossen hoch, und in diesem Jahr soll Wachstum wieder möglich sein. Dennoch bleibe ich skeptisch: Die Abhängigkeit von Digital TV ist so gross, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die neuen Bereiche diesen kompensieren können. Zudem haben die Aktien in den letzten sechs Monaten bereits 51 Prozent gewonnen und damit einen Grossteil der Erholung eingepreist. Operativ kommen die Fortschritte also langsam, doch für Anleger ist nicht viel mehr zu holen. Verkaufen
SIG Combibloc: Kaufen
SIG Combibloc kann Krise. Die Herstellerin von aseptischen Kartonverpackungen und Füllmaschinen für Getränke und Lebensmittel hat ihren Umsatz in Lokalwährungen vergangenes Jahr um 5,5 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro gesteigert und eine Marge auf dem Betriebsgewinn von 27,4 Prozent erzielt. Die Pandemie konnte dem Geschäft trotz aller Einschränkungen für Konsumenten nichts anhaben. Das liegt einerseits an den robusten Endmärkten – gegessen und getrunken wird auch im Lockdown –, andererseits an der guten geografischen und technologischen Positionierung des Unternehmens. SIG hat in der Krise zudem einer Reihe neuer Kunden für ihre Abfüllmaschinen gewonnen, die perfekt zu den Verpackungen passen. Wer sich für eine Füllmaschine von SIG entscheidet, wird somit nahezu automatisch zu einem langfristigen Kunden. Das Geschäftsmodell mit seinen krisenfesten Aussichten imponiert nicht nur mir, sondern auch der Börse, wo die Titel in den vergangenen Monaten erheblich zugelegt haben. Zuletzt kam es wegen Gewinnmitnahmen zu Korrekturen, die erleichtern aber höchstens den Einstieg. Kaufen
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung.
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