Kultur in WinterthurLaien fördern über vierzig Kulturprojekte
Das Kulturkomitee der Stiftung SKKG hat die Projektbeiträge für 2025 vergeben. Im Komitee haben Laien das Sagen. Fördern sie anders als die Experten in den staatlichen Gremien?

- Das aus Laien zusammengesetzte Kulturkomitee fördert Kulturprojekte.
- Das Geld stammt von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG).
- Der höchste Beitrag geht diesmal an ein Theaterprojekt.
- Fast ein Viertel der geförderten Projekte wird nur von der SKKG unterstützt.
Das Kulturkomitee hat entschieden: Dieses Jahr werden 43 Projekte mit einem Förderbeitrag zwischen knapp 1500 und über 23’000 Franken unterstützt. 121 Anträge waren eingereicht worden.
Das Geld stammt aus der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), die 1980 vom Winterthurer Immobilienunternehmer Bruno Stefanini gegründet wurde, um Steuern zu sparen. Als Stiftung ist die SKKG von Gesetzes wegen gemeinnützigen Zwecken verpflichtet. 400’000 Franken pro Jahr stellt die SKKG für Kulturprojekte zur Verfügung.
Mit dem Kulturkomitee geht die SKKG neue Wege: Das Komitee wird jedes Jahr mit zufällig ausgewählten Personen aus der Winterthurer Bevölkerung besetzt. Indem die Auswahl einem Laiengremium überlassen wird, sollen auch Projekte gefördert werden, die bei der Kulturförderung der öffentlichen Hand wenig Chancen haben. Zudem soll die Sicht von Besucherinnen und Besuchern von Kulturveranstaltungen bei der Förderung mehr Gewicht erhalten.
In den Jahren 2021 bis 2024 förderte das Komitee laut Angaben auf seiner Website 107 Projekte mit knapp 1,2 Millionen Franken.
Theaterprojekt ganz oben
Der höchste Beitrag geht 2025 an ein Theaterprojekt von Wolfgang Weigand. Der Autor ist auch als Kabarettist und Trauerbegleiter unterwegs. In seiner Tragikomödie «Silvesterabend» geht es um drei Paare, die gemeinsam Silvester feiern. Der Abend droht an zu hohen Ansprüchen zu scheitern. 20’000 Franken bekommt der Verein Weihnachtsbrunnen für die Gestaltung der im Winter zugedeckten Judd-Brunnen in der Steinberggasse. Traditionell stehen dort Krippenfiguren aus Holz. In einem Wettbewerb sollen nun neue Figuren oder Installationen geschaffen werden.
Rund 17’000 Franken gehen ferner an den Verein Filasez für den Aufbau des Projekts «Fabrica Filasez» in Hegi, bei dem Kinder ab neun Jahren in den Bereichen Kunst, Handwerk, Technik, Naturwissenschaften und Gestaltung Ideen umsetzen können. Ebenfalls 17’000 Franken erhält der Kinderbuchautor Daniel Fehr für ein Schreibprojekt für Kinder. Die Kinder sollen sich von den Tieren im Wildpark Bruderhaus zum Schreiben anregen lassen. 16’000 Franken gibt es für die Entwicklung eines Rundgangs durch die Bierstadt Winterthur. 31 Projekte erhalten den vollständigen von ihnen angefragten Betrag.
Unter den Beitragsempfängern sind auch Institutionen, die bereits von der öffentlichen Hand gefördert werden, so das Figurentheater Winterthur, der Kinder- und Jugendtheaterclub des Theaters Winterthur, der Verein Jungkunst und die Winterthurer Musikfestwochen.
Die Beitragsempfänger haben nun bis Ende 2026 Zeit, ihre Projekte umzusetzen. Laut Mia Odermatt, Co-Leiterin des Kulturkomitees, erhielten 19 Antragstellerinnen und Antragsteller bereits in früheren Jahren Förderbeiträge der SKKG.
Breiter Kulturbegriff
Erfüllt das Kulturkomitee die Erwartungen, fördert es tatsächlich andere Kulturprojekte als die staatlichen Fördergremien?
Dagegen sprechen die Namen bekannter, grosser Kulturinstitutionen wie Theater Winterthur und Musikfestwochen auf der Liste der Beitragsempfänger. Dafür spricht, dass die Liste auch Projekte aufführt, die einen breiteren Kulturbegriff verraten, etwa eine Ausstellung über die posttraumatische Belastungsstörung und ein Buchprojekt mit fünfzig Frauen und Transmenschen, die einen Übergriff erlebt haben. Auch das erwähnte Kinderprojekt in Hegi darf man hier wohl dazuzählen. Oder die Happenings des Vereins «Brunnen gehn»: Im Winter wird das Wasser in öffentlichen Brunnen beheizt, damit darin gebadet werden kann. Dazu gibt es weitere Angebote wie Lesungen und Konzerte. Die Brunnen sollen damit zu sozialen Treffpunkten werden.
Immerhin rund ein Viertel, nämlich 10 der 43 geförderten Projekte, wird ausschliesslich durch das Kulturkomitee unterstützt. Man kann also davon ausgehen, dass sie von den staatlichen Fördergremien (bisher) nicht für förderungswürdig angesehen wurden. Das ist keine schlechte Ausbeute.
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