Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Tonnenweise Kokain verschoben?
Kolumbianischer Drogenbaron steht in Basel vor Gericht

Ein Drogenspürhund im Einsatz.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Anfang April 2021 klicken in einer Wohnung in der Kleinbasler Sandgrubenstrasse die Handschellen. Polizisten in Zivil nehmen einen Mann fest. Spezialkräfte der Polizei durchsuchen anschliessend die Wohnung und finden unter anderem knapp 100 Gramm Kokain.

Auch wenn es im ersten Moment so wirkt: Der Mann ist nicht ein x-beliebiger Drogendealer, es geht nicht um die 100 Gramm. Es geht um Kokain im Tonnenbereich.

Der heute 47-jährige kolumbianisch-spanische Doppelbürger, wir nennen ihn Carlos Perez, lebt seit 2012 in der Schweiz. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er seit 2014 in Basel mit Drogen gehandelt hat. Er schloss sich einer kolumbianischen Drogenhändlergruppe an, die mit südamerikanischen Drogenkartellen zusammenarbeitete.

Privatjets und Bestechungen

Perez stieg in den bandeninternen Strukturen immer weiter auf. Spätestens ab 2017 soll er die Kokaingeschäfte in Basel geleitet haben. Doch das reichte ihm nicht. Spätestens ab 2020 soll er zusammen mit anderen Bandenmitgliedern weltweit Kokaintransporte organisiert haben. Die Gruppe begann ausserdem, ihr eigenes Drogenkartell namens Medusa aufzubauen.

Allein zwischen Januar 2020 und Ende August 2020 soll Perez am Transport von neun Tonnen Kokain beteiligt gewesen sein. Der Verkaufswert auf der Strasse gemäss Staatsanwaltschaft: 129,5 Millionen Franken. Dafür gründete er eine eigene Fruchthandelsfirma und liess den Früchten das weisse Pulver beipacken.

Via Schiffe und Flugzeuge wurde das Kokain nach Europa, Afrika oder Australien geschmuggelt. Dazu habe die Bande weltweit zahlreiche Angestellte an Zöllen, Flug- und Schiffshäfen bestochen. Das Kokain wurde nicht nur in Fruchtkisten, sondern auch in doppelten Containerböden, Privatjets oder schlicht per Post transportiert.

Hatte er wirklich kein Geld für die Miete?

Filmreife Übergaben des Kokains sollen in der Nähe der Kanarischen Inseln stattgefunden haben. Kisten mit 700 bis 1000 Kilo Kokain sollen dort von einem Schiff geworfen worden sein, wurde Perez von einem Komplizen mitgeteilt. Taucher würden die Kisten anschliessend bergen und mit Booten auf die Kanaren oder nach Afrika bringen.

Doch Perez war nicht einfach Drogen-Logistiker. Er soll auch Preisverhandlungen mit den Kartellen durchgeführt und mit rabiaten Methoden seine Komplizen auf Linie gebracht haben. Er selbst verkaufte in Basel ebenfalls Kokain in kleineren Mengen. Zwischen 2017 und 2021 soll er gemäss Angaben der Staatsanwaltschaft Kokain im Wert von rund 400’000 Franken verkauft haben.

Dem Beschuldigten gehört zwar eine Villa auf Mallorca, davon abgesehen lebte er aber offenbar bescheiden. Perez reinvestierte seine Anteile einerseits in neues Kokain sowie dessen Transport und überwies andererseits mehr als eine halbe Million Franken nach Kolumbien.

Strukturen fliegen selten auf

Weil immer wieder Lieferungen schiefgingen und in einem Verlust endeten, soll Perez wiederholt Schulden gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft legt ihm das so aus, dass er «sich bemühte, den Anschein zu erwecken, immer wieder mit finanziellen Engpässen kämpfen zu müssen und sogar mit den Mietzahlungen in Rückstand geriet». Perez arbeitete in der Schweiz zeitweise auf Baustellen, bezog aber auch Arbeitslosengeld und Sozialhilfe.

Die Staatsanwaltschaft schreibt in der Anklageschrift: «Fest steht, dass der Beschuldigte innerhalb einer global tätig gewordenen Drogenhändlergruppierung auf höchster, äusserst selten sichtbar werdender und somit strafrechtlich verfolgbarer Hierarchiestufen vom einfachen Veräusserer an Endkonsumenten auf der Strasse bis hinauf zu Führungspersonen abdeckenden Struktur abwickelte, wie sie normalerweise nicht aufgedeckt wird.»

Der Fall wird ab Montag von der Kammer des Basler Strafgerichts beurteilt. Das heisst, dass fünf Richterinnen und Richter gemeinsam ein Urteil fällen werden. Die Kammer kann, im Gegensatz zu kleineren Besetzungen des Gerichts, Freiheitsstrafen von mehr als fünf Jahren aussprechen. Es ist noch nicht bekannt, welche Strafe die Staatsanwaltschaft für Perez fordert.