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Grösster CO₂-Verursacher der Welt
China droht erste Zwischen­ziele zur Energie­wende zu verfehlen

SUQIAN, CHINA - FEBRUARY 17: An employee works on the production line of solar modules at Jiangsu Dongci New Energy Technology Co., Ltd. on February 17, 2024 in Suqian, Jiangsu Province of China. Factories and companies across China resumed work as the eight-day Spring Festival holiday is coming to an end. (Photo by Xu Changliang/VCG via Getty Images)
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Ob es gelingt, die Pariser Klimaziele einzuhalten, wird von keinem Land so sehr abhängen wie von China. Der grösste CO2-Verursacher der Welt hat sich ambitionierte Klimaziele verordnet: Im Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoss seinen Höhepunkt erreichen – und anschliessend fallen. Im Jahr 2060 will das Land CO2-neutral werden, also nur noch so viel Kohlenstoff in die Atmosphäre pusten, wie dieser auch wieder entzogen wird. Ein internationales Wissenschaftlerteam um Da Zhang von der Tsinghua-Universität in Peking hat nun analysiert, wie China aussehen müsste, um dieses Ziel zu erreichen.

Wichtigster Schritt sei demnach ein massiver Ausbau der Wind- und Solaranlagen. Die Ausbaurate von derzeit im Schnitt 80 Gigawatt pro Jahr müsse um ein Vielfaches anziehen, schreibt das amerikanisch-chinesische Wissenschaftlerteam im Wissenschaftsjournal «PNAS». Insgesamt müsste die installierte Leistung bis 2060 um das Acht- bis Zehnfache zunehmen. Auch brauche es Energiespeicher mit einer Gesamtleistung von 1000 Gigawatt. «Wir wissen, dass China einen sehr ehrgeizigen Weg verfolgt, um CO2-Neutralität zu erreichen», sagt Michael Davidson von der Universität von Kalifornien San Diego, einer der Autoren der Studie. «Wir wollten genau herausfinden, was das bedeutet.»

Umfassende Elektrifizierung verdoppelt Strombedarf

Mit einem Computermodell haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein kohlenstoffneutrales Stromversorgungssystem für 2060 simuliert. Demnach konzentriert sich die Mehrzahl der neuen Wind- und Solaranlagen in einem Umkreis von 100 Kilometern rund um die Metropolen im Osten und Süden des Landes – aus Effizienzgründen. Allerdings, so wurde dem Autorenteam während der Berechnungen klar, dürften die Flächen dort hart umkämpft sein. In manchen landwirtschaftlich geprägten Provinzen im Osten könnten die potenziellen Flächen für PV-Anlagen sogar ganz ausgehen, weshalb man dort verstärkt auf kleinere Solaranlagen setzen müsse, etwa auf Hausdächern. Zudem müssten grosse Windparks in Zukunft auch in dünn besiedelten, aber windreichen Provinzen wie Xinjiang und der Inneren Mongolei entstehen. Um den Strom in den bevölkerungsreichen Osten zu leiten, brauche es neue Hochspannungsleitungen.

Während Wind- und Solaranlagen den Simulationen zufolge das Gros der Energie für das Jahr 2060 decken, werden diese von weiteren Energieformen flankiert, insbesondere in den wind- oder sonnenscheinarmen Regionen: Offshore-Windparks, Wasserkraftwerke, Atomkraftwerke – und sogar Gas- und Kohlekraftwerke, wobei das CO2 aber eingefangen und unterirdisch gespeichert werden soll. Ferner gehen die Autorinnen und Autoren von einer mehr oder weniger umfassenden Elektrifizierung des Verkehrs aus, aber auch der Industrie und der Gebäude. Das würde den Strombedarf verdoppeln.

Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien

Doch wie schwer sich China bei seiner Energiewende tut, sieht man bereits jetzt. Das Land droht seine ersten Zwischenziele zu verfehlen. Eigentlich soll bis 2025 ein Fünftel des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien gedeckt werden, die CO2-Intensität der Wirtschaft um 18 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 sinken und der Kohlebedarf strikt begrenzt werden. «Alle diese Ziele liegen nach dem Jahr 2023 völlig ab vom Kurs», heisst es in einem Bericht des finnischen Forschungszentrums für Energie und saubere Luft, der vergangene Woche auf dem Klima-Informationsdienst «Carbon Brief» veröffentlicht worden war.

Um mehr als fünf Prozent nahmen die CO2-Emissionen im Energiesektor demnach zu. Zwar baut China wie kein anderes Land der Welt seine erneuerbaren Energien aus, aber 2023 sei der Öl- und Kohleverbrauch wieder angestiegen, um acht und sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Regierung fördere sogar wieder den Bau neuer Kohlekraftwerke, so der Bericht. Seit dem Jahresbeginn 2022 seien neue Kohlekraftwerke mit einer installierten Leistung von 218 Gigawatt genehmigt worden. Die CO2-Intensität sei deshalb bis heute auch nur um knapp 5 Prozent seit dem Jahr 2020 gefallen statt um 18 Prozent wie vorgesehen. Grund sei der grosse Energiehunger nach der Covid-Pandemie, aber auch ausbleibender Regen im vergangenen Jahr, der die Stromproduktion der Wasserkraftwerke gedrosselt hatte.

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