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Aufruhr in der Formel 1
Das Team Haas und der Schlamassel mit dem Putin-Freund

Gut befreundet: Wladimir Putin (links) bei einem Treffen mit Dmitri Masepin am 15. Januar dieses Jahres. 
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Es herrschte ja schon ziemlich viel Aufregung, als das Rennauto des Teams Haas 2021 vorgestellt wurde. Geziert war der Wagen mit russischen Flaggen. Weiss-Blau-Rot auf dem Frontflügel, Weiss-Blau-Rot auf der Seite – und das ausgerechnet beim einzigen US-amerikanischen Rennstall der Formel 1. Der Grund: Er hatte mit Uralkali einen neuen Hauptsponsor gefunden, der Name prangte am Heckflügel.

Das Unternehmen ist ein russischer Düngemittelgigant und dessen Mehrheitsaktionär und Vorsitzender Dmitri Masepin, milliardenschwerer Vater von Nikita Masepin, der als neuer Fahrer von Haas vorgestellt wurde. Der Rennstall hiess in der Folge gar «Uralkali Haas F1 Team». Zwar starteten die Verantwortlichen den Versuch, alles herunterzuspielen und darauf zu verweisen, dass ja das Logo der Firma Rot und Blau sei. Tatsächlich hatte Uralkali kurz vor Bekanntgabe des Engagements seine Farben geändert, von Rot und Grün zu Rot und Blau. Vertuschen konnte die Mannschaft dennoch nicht, dass sie offensichtlich mit russischer Flagge auf dem Auto antritt.

Wegen des Dopingskandals schon nicht problemlos

Was damals schon nicht problemlos war, zumal die russische Flagge seit dem Dopingskandal rund um die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi im Sport nicht mehr gezeigt werden darf, hat nun mit dem Einfall der russischen Armee in der Ukraine eine ungleich grössere Dimension angenommen. Erst recht, weil die Familie Masepin als regierungsnah gilt und Dmitri Masepin gar als guter Freund Wladimir Putins.

Teambesitzer Gene Haas gab bei den Testtagen letzte Woche in Montmeló die Weisung heraus, man möge doch eiligst Schriftzug und Farben am Fahrzeug überdecken. Das geschah am Donnerstagabend innerhalb dreier Stunden, es war der Tag des Kriegsbeginns. Und so drehte Masepin am Freitagmorgen seine wenigen Runden in einem ziemlich farblosen Auto – das dürfte die ganze Saison über so bleiben. Ob auch er bleiben darf, Masepin, das wird sich zeitnah klären.

Der Haas von Nikita Masepin am Mittwoch in den Farben Russlands. 
Und die abgeklebte Version am Freitag. 

Verzichtet Haas auf die Gelder aus Russland, was gemäss Teamchef Günther Steiner für mindestens eine Saison verkraftbar wäre, würde auch die Weiterbeschäftigung von Masepin keinen Sinn ergeben. Zumal er fahrerisch in seinem Debütjahr keine Bereicherung war – vorsichtig ausgedrückt. Und er wohl auch Einschränkungen erfahren wird, was seine Reisefreiheit betrifft. Erst mochte sich der 22-Jährige, der vor allem Schlagzeilen machte, indem er einer jungen Frau in einem Video an die Brust fasste oder einen Konkurrenten am Streckenrand mehrmals ins Gesicht schlug, nicht äussern. Er wolle sich auf «Sport ohne Politik» konzentrieren. «Ich war schon immer ein grosser Befürworter von Sport ohne Politik.»

Später sah er sich dann doch genötigt, via Twitter folgende Stellungnahme abzugeben: «An meine Fans und Follower: Es ist eine schwierige Zeit, und ich habe keine Kontrolle über vieles, was gesagt und getan wird. Ich entscheide mich dafür, mich auf das zu konzentrieren, was ich kontrollieren kann, indem ich hart arbeite und mein Bestes tue für mein Team.»

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Etwas deutlicher wird Mick Schumacher, Teamkollege von Masepin. Oder besser: dessen Teamrivale. «Das ist absolut herzzerreissend. Ich sende mein tiefstes Mitgefühl und meine Unterstützung an alle Unschuldigen, die von diesem zerstörerischen Krieg betroffen sind», schreibt der Sohn von Siebenfachweltmeister Michael Schumacher via Instagram. Und: «Ich bete dafür, dass die unnötigen Handlungen der Gewalt aufhören.» Mit Hashtag fügt er an: «I stand with Ukraine» – ich stehe zur Ukraine.

Vettel reagierte als Erster

Schumacher befindet sich damit in illustrer Rennfahrergesellschaft. Noch bevor der Weltverband FIA ankündigte, auf den GP von Russland zu verzichten, hatte Sebastian Vettel beschlossen, in Sotschi nicht an den Start zu gehen. Am Donnerstag sagte der Deutsche: «Ich bin mit den Nachrichten aufgewacht und war geschockt. Es ist fürchterlich, zu sehen, was dort passiert.» Und: «Ich halte es für falsch, in diesem Land zu fahren. Es tut mir für all die unschuldigen Leute leid, die ihr Leben verlieren und die aus dummen Gründen und durch eine seltsame und verrückte Führung getötet werden.»

Die anderen Piloten hielten sich vorerst zurück – wie auch die FIA. Erst am Freitag entschied sie sich, das Rennen vom 25. September abzusagen. Als Ersatz könnte die Türkei einspringen, der Kalender bliebe so bei der Rekordzahl von 23 Grands Prix. Apropos Ersatz: Der stünde auch beim Team Haas schon bereit. Würde Masepin entlassen, dürfte wohl Testfahrer Pietro Fittipaldi zum Einsatz kommen, Enkel des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi. Oder könnte Oscar Piastri von Alpine einspringen. Der 20-jährige Australier gewann in den letzten Jahren den Formel-Renault-Eurocup, die Formel-3- und die Formel-2-Meisterschaft. Nicht infrage käme Robert Shwartzman, Junior bei Haas-Partner Ferrari, ist er doch ebenfalls Russe.

Und sollte das Vertragsverhältnis mit Uralkali aufgelöst werden und sich Gene Haas nach einem Käufer für seinen Rennstall umsehen, wäre auch dieser bald gefunden: Ex-Pilot Michael Andretti will 2024 mit einem Team an der Formel 1 teilnehmen. Am liebsten übernähme er ein bestehendes. «Millionen Mal» habe er Gene Haas darauf angesprochen, immer habe dieser abgewinkt. Doch nun sind die Vorzeichen gänzlich andere, ist die Situation delikat und angespannt. 

Am Mittwoch in Montmeló noch gut gelaunt, nun könnte es sein, dass es dieses Bild nie wieder gibt: Haas-Teamchef Günther Steiner mit Mick Schumacher (links) und Nikita Masepin. 

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