Krimi zum SelberlösenDas ist der schwerste Krimi der Welt – wer ihn löst, erhält 1000 Euro
Wer die Seiten von «Kains Knochen» richtig anordnet, kann Geld gewinnen. Allerdings ist das Rätsel schier unlösbar – bislang konnten es erst zwei Menschen knacken.
Jetzt wird es doch möglich, mit Lesen Geld zu verdienen. Der Suhrkamp-Verlag hat 1000 Euro in Aussicht gestellt für den oder diejenige, dem es bis Ende September 2023 als Erstes gelingt, «das schwerste kriminalistische Rätsel der Welt» zu lösen. Was im Lockdown das 1000er-Puzzle auf dem Esstisch war, könnte diesen Winter «Kains Knochen» sein, der Krimi zum Selberlösen.
Wenn James Joyce und Agatha Christie ein literarisches Kind hätten, dann wäre es dieses.
Auf gerade einmal 100 Seiten gibt es sechs Leichen. Selbstverständlich sind die Umstände, wie die Menschen zu Tode kamen, ungeklärt und mysteriös. Sie sind jetzt die ermittelnde Person: War das die Mordwaffe? Wer hat ein Alibi und wie gut ist es? Dafür brauchen Sie: starke Nerven, Durchhaltewillen und Platz. In diesem Buch stimmt nämlich überhaupt nichts. Die Seiten sind in falscher Reihenfolge und müssen aus dem Buch herausgetrennt und neu arrangiert werden. Am besten an einer freien Wand in der Wohnung. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, aber nur eine richtige Lösung.
Es lässt sich hier natürlich nicht erzählen, worum es in «Kains Knochen» geht, weil wir den Krimi auch noch nicht gelöst haben. Wenn man im ersten Moment hofft, sich am erzählenden Ich orientieren zu können, weiss man im nächsten Moment überhaupt nicht mehr, wie viele Icherzähler es eigentlich gibt.
Was es weiter ganz schön schwierig macht: Jede Seite ist in sich abgeschlossen. Beginnt und endet immer mit einem vollständigen Satz, wie beispielsweise: «Ich ahne, warum der alte Tote dies so sehr wollte. Ich hatte für ihn gearbeitet, Henry hatte für ihn gearbeitet.» So kann man sich also auch keine Seiten zusammensuchen, auf denen abgebrochene Sätze zusammengesetzt werden könnten. Ganz schön clever gemacht ist das.
In den 30er-Jahren ist es gerade einmal zwei Menschen gelungen, das Rätsel zu lösen, den Lösungsweg nahmen sie aber mit ins Grab.
Ja, es ist ein Labyrinth, durch das Sie gehen. Manchmal kann man sich zwar durch ein «am nächsten Tag» oder «frühmorgendlich» in Zeit und Raum orientieren und hie und da hilft ein Wechseln der Zeitformen auch. Sollten Sie irgendwann doch aufgeben, können Sie immerhin schöne Sätze wie diese mitnehmen: «Ihr Vater erinnert mich an ein hypochondrisches Walross.» Oder: «Plötzlich hatte ich das Gefühl, in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. Aber ich hatte ja noch drei andere.»
Auf jeder Seite Platz für Notizen
1934 schrieb Edward Powys Mathers (1892–1939), Autor für Kreuzworträtsel der britischen Zeitung «Observer», unter seinem Pseudonym Torquemada den Kriminalroman «Kains Knochen». Der «Daily Telegraph» schrieb dazu: «Wenn James Joyce und Agatha Christie ein literarisches Kind hätten, dann wäre es dieses.» In den 30er-Jahren ist es gerade einmal zwei Menschen gelungen, das Rätsel zu lösen, den Lösungsweg nahmen sie aber mit ins Grab.
Nun liegt die deutsche Übersetzung vor und Sie sind gefragt. Auf jeder Seite gibt es Platz für Notizen, und im beigelegten Lösungsbogen muss dem Suhrkamp-Verlag die richtige Reihenfolge der Seiten mitgeteilt werden und ebenfalls, wer wen umgebracht hat. Viel Glück!
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