Brennender Tesla vor Trump-HotelEin Bild, wie gemacht für 2025
Im Netz wird die Aufnahme des brennenden Teslas vor dem Trump-Hotel als «perfekte Metapher» unserer Zeit gefeiert. Dahinter steckt der gefährliche Wunsch nach Rache.

Rot-gelbe Flammen steigen aus dem Cybertruck auf, gehen über in schwarzen Qualm. Umgeben ist der ausbrennende Wagen von einem dicken Wasserfilm, der die Flammen reflektiert und kleine Wellen wirft. Und das alles vor einem mit «Trump» beschrifteten Eingang zum Hotel in Las Vegas, das am Mittwoch Schauplatz eines Attentats wurde.
Das Foto sei echt, schrieb jemand in den sozialen Netzwerken, und es sei die «perfekte Metapher» für das anstehende Jahr 2025.
Eine naheliegende, aber zugleich gefährliche Aussage.
Naheliegend, weil Elon Musk – als Produzent der Cybertrucks – zusammen mit Donald Trump ja tatsächlich mit ihrer Unberechenbarkeit die Welt in Brand setzen könnten. Und völlig unklar ist, was geschieht, wenn die beiden Mega-Egos mal miteinander brechen, sich in Gegner verwandeln.
Insofern ist das Foto vielleicht tatsächlich perfekt – als Projektionsfläche für Ängste oder zumindest für das leichte Gruseln, das einen erfassen kann, wenn man sich die eine oder andere schlimme Wendung vorstellt, die Trump und Musk mit ihrer impulsiven Chaospolitik in der Welt verursachen könnten.
So sehen unsere Ängste aus – und unsere Wünsche
Gefährlich ist die Aussage von der «perfekten Metapher», weil auf das Foto nicht nur Ängste, sondern offenbar auch Wünsche projiziert werden: Das Foto sei «eigentlich zu gut, um wahr zu sein», schrieb eine Nutzerin auf Blue Sky. Sie «möchte nichts lieber, als das Musk ruiniert» werde. Wahrscheinlich gibt es ähnliche Wünsche auch bezüglich Trump.
Beides ist selbstverständlich zu verurteilen. Aber das Foto hat etwas Verführerisches: Weil es keine Menschen zeigt. Weder den Toten, der das Attentat mutmasslich verübte, noch die Verletzten, die es gemäss Polizeiberichten gab.
In seiner Menschenlosigkeit ähnelt das Foto den Modellen, die für Filmsets gebaut werden. Und tatsächlich würden sich das Foto und die darauf projizierten Wünsche sehr gut in Filmwelten integrieren, etwa in die von Todd Phillips’ «Joker», in dem mit Joaquin Phoenix’ Titelfigur – in einigen Traumsequenzen – ein Wahnsinniger zum Anstifter einer Revolte wird.
Der gefährliche Trieb nach Rache
Das ist offenbar der Wunsch, den einige nun auf das Foto des ausbrennenden Cybertrucks projizieren: dass die Verrücktheit von Trump und Musk durch eine Wahnsinnstat gerächt wird.
Für einen Film wie «Joker» ist eine solche Racheschlaufe völlig in Ordnung. Dafür ist der Film als Kunst ja auch da: um Triebe zu sublimieren. Um sie durch das Ausleben des Bösen in den Fantasiewelten des Films abzureagieren.
Aber das Foto des brennenden Cybertrucks ist in der Wirklichkeit entstanden. In einer leicht entflammbaren Welt, in der innert kürzester Zeit an verschiedenen Orten Autos zu Waffen umfunktioniert wurden, ist es gefährlich, wenn das Foto als «perfekte Metapher» verbreitet wird: Weil es damit zu Wahnsinnstaten animieren kann.
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