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Keine Busse und Trams
Bernmobil entschuldigt sich für Schneechaos – und beschuldigt Autofahrer

Winter Schnee, stillgelegte Bernmobil Tram Haltestelle Loryplatz am 22.11.2024 in Bern. Foto: Raphael Moser / Tamedia AG
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In Kürze:
  • Bernmobil entschuldigt sich für die Betriebseinstellung wegen der starken Schneefälle von letzter Woche.
  • Die städtischen Verkehrsbetriebe bezeichnen zugleich den Individualverkehr als Ursache für die erheblichen Verzögerungen auf Berns Strassen.
  • Für seine Busse hat Bernmobil keine Schneeketten mehr.

Marieke Kruit (SP) ist die strahlende Siegerin der Berner Gemeinderatswahlen. Beim Schneechaos in den Tagen zuvor machten ihr Tiefbauamt und Bernmobil, wo sie Verwaltungsrätin ist, dagegen keine gute Falle. Die stadteigenen Verkehrsbetriebe bitten nun um Entschuldigung für die umfangreichste Betriebseinstellung der letzten Jahre.

Der heftige Schneefall vom Donnerstag habe Bernmobil «vor eine der grössten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte» gestellt, heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Dass der Betrieb während Stunden auf dem ganzen Netz eingestellt und auch am Freitag und Samstag teilweise erheblich beeinträchtigt war, «hat uns selbst am meisten geschmerzt».

Ausfall bei Betrieb und Infosystem

Bernmobil war nicht nur betrieblich von den Schneefällen überfordert. Auch das Fahrgastinformationssystem brach teilweise zusammen. Bernmobil konnte so auf dem eigenen Internetportal nicht mehr korrekt informieren. Auch die Apps halfen nicht weiter. Lediglich über die Kanäle auf sozialen Medien waren noch spärliche Kurzinfos zu finden.

Diese Informationsprobleme verschlimmerten die ohnehin unübersichtliche Lage zusätzlich. Nach Informationen dieser Zeitung herrschte bei der Leitstelle und der Fahrzeugdisposition Chaos.

Winter Schnee, Bernmobil Busse beim Loryplatz am 22.11.2024 in Bern. Foto: Raphael Moser / Tamedia AG

Die Leitstelle sei mit Problemen überschwemmt worden, bestätigt Bernmobil. Sie habe schwierige Entscheidungen treffen müssen, dazu gehörte die Einstellung des gesamten Betriebs am Donnerstagabend. Dabei sei aber stets das Ziel vor Augen gestanden, die Sicherheit der Mitarbeitenden, der Fahrgäste und der Fahrzeuge zu gewährleisten.

Bernmobil bedauert es, dass die Fahrgäste gerade dann, «als ihr uns am dringendsten gebraucht habt, im Regen – beziehungsweise im Schnee – stehen gelassen» worden sind.

Selbstverständlich werde das Unternehmen das Ereignis gründlich analysieren und prüfen, welche Verbesserungen künftig getroffen werden könnten. Ob dazu die Wiederanschaffung von Schneeketten für Busse sowie Investitionen in Räumungsfahrzeuge gehören, lässt Bernmobil in dem Schreiben offen.

«Zentrales Problem: Individualverkehr»

Dagegen setzt das ÖV-Unternehmen zur Kritik an den Autofahrerinnen und Autofahrern an: «Ein zentrales Problem bei einem derartigen Ereignis bleibt der Individualverkehr: Die Autos verstopfen die Strassen, blockieren unsere Trams und Busse, verhindern, dass der Winterdienst den Schnee räumen kann.»

Oft pressten Autos den Schnee so fest auf die Strassen, dass sich eine harte Schnee- oder Eisdecke bilde, die teilweise Gleise und Weichen zudecke. Diese könne nur noch mit grossem Aufwand entfernt werden und verzögere die Wiederaufnahme des Betriebs erheblich, schreibt Bernmobil.

Winter Schnee, Bernmobil Tram Helvetiaplatz am 22.11.2024 in Bern. Foto: Raphael Moser / Tamedia AG

Das erklärt allerdings nicht, warum Bernmobil zwar die Tramlinie 6 mit den alten blauen Trams des RBS vom Bahnhof bis Worb weiter betreiben konnte, die Tramlinie 8 auf dem Ast nach Saali hingegen nicht, fährt doch das Tram hier auf derselben Strecke bis Egghölzli und von dort an auf einem Eigentrassee. Und Probleme bei den wohl wichtigsten Weichen auf dem Bernmobil-Netz beim Zytglogge und beim Bahnhof können auch nicht dem Individualverkehr angelastet werden, gelten dort doch Fahrverbote.

Schneeketten fehlen

Auch ist es Bernmobil im Gegensatz zu früheren Jahren nicht gelungen, mit Schneeketten ausgerüstete kleinere Busse einzusetzen, um immerhin ein Grundangebot auf den wichtigsten Linien zum Beispiel nach Köniz-Schliern oder Ostermundigen-Rüti aufrechtzuerhalten.

Denn Bernmobil hat schlicht keine Schneeketten mehr, wie der Gemeinderat auf Intervention von SVP-Stadträten bereits Anfang 2023 einräumte. Dies trotz wohl verkraftbaren Anschaffungskosten von rund 1000 Franken pro Paar.

Die Montage von Schneeketten an allen 160 Bernmobil-Bussen sei zu «zeitaufwendig, platz- und personalintensiv», hiess es damals. Das Anbringen der Ketten würde erst recht zu Betriebsunterbrüchen führen. Und würden die Schneeketten präventiv vor angekündigten Schneefällen montiert, hätte dies «grossen Lärm und Strassenschäden» zur Folge.

Der RBS dagegen verfügt wie Postauto weiterhin über die Ausrüstung für solche winterlichen Bedingungen. Am Donnerstagabend war auf den Linien 46 und 47 in Bolligen ein Bus mit Schneeketten unterwegs, wie Mediensprecherin Tanja Roth sagt. Auch stellte der RBS seine Buslinien im Osten und Norden der Stadt Bern nicht gänzlich ein. Es kam aber auch dort zu Verspätungen und Ausfällen.