AL-Vorstoss für mehr ChancengleichheitZürcher Regierung will Langzeitgymi nicht abschaffen
Die Alternative Liste will nur noch auf ein integriertes Kurzzeitgymnasium setzen. Der Regierungsrat hält nicht viel von der Idee – genau wie die anderen Parteien.
Die Alternative Liste (AL) hat Mitte September mit ihrem Vorstoss im Zürcher Kantonsrat überrascht, das Langzeitgymnasium abzuschaffen. Sie will damit die Chancengleichheit in der Schule fördern. Kinder von Eltern, die studiert haben, würden überproportional oft ins Langgymnasium wechseln, so die Partei. Diskriminierend ist laut AL auch, dass die Unentgeltlichkeit im Langgymnasium endet und die Eltern Schulmaterial, Schulbücher, Klassenlager und Schulreisen selber bezahlen müssen.
Die Mehrheit der Kantone in der Schweiz kennt auch gar kein Langzeitgymnasium, und verschiedene Studien legen nahe, dass eine frühe Selektion aus entwicklungspsychologischer Sicht schlecht ist. Der AL-Vorstoss wurde trotzdem von keiner anderen Partei unterzeichnet.
Background der Eltern wirkt schon früher
Nun hat sich auch die Regierung zum Vorstoss geäussert: Sie will – wenig überraschend – am Langzeitgymnasium festhalten. Das Bildungssystem sei durchlässig genug, und mit der Alternative zwischen Lang- und Kurzgymnasium könne unterschiedlichen Entwicklungsverläufen Rechnung getragen werden, schreibt sie in ihrer Antwort.
Zudem würde eine Zürcher Längsschnittstudie zeigen, dass der Einfluss sozioökonomischer Faktoren in der frühen Kindheit, also lange vor der Selektion in der 6. Primarschulklasse, einen grösseren Einfluss auf Bildungserfolg habe. Der Kanton Zürich biete deshalb besonders im frühkindlichen Bereich Programme zur Förderung der Chancengerechtigkeit an.
Selektion würde in die Sek verlagert
Eine «Gesamtschule», wie sie der AL vorschwebt, müsste auch der grösseren Leistungs- und Begabungsheterogenität Rechnung tragen, schreibt der Regierungsrat. Er befürchtet weiter, dass die Abschaffung des Langgymnasiums die Selektion von der Primarstufe auf die Sekundarstufe I verlagern würde und damit den Druck auf die Schülerinnen und Schüler erhöhe. Dies sei weder pädagogisch noch organisatorisch sinnvoll.
Zudem befürchtet die Regierung eine Verlagerung der Selektion von den kantonalen Maturitätsschulen zu den privaten, was der Chancengleichheit abträglich wäre. Das Fazit: «Die Abschaffung des Langgymnasiums würde somit eine potenzielle Schwächung des Bildungssystems im Kanton Zürich bedeuten.»
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