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Leuchtturmprojekt im Jura
Tiefschlag für die Geothermie

Das Verfahren für die geothermische Erschliessung, wie es im Jura vorgesehen ist, wird in einem Stollen im Bedrettotal kleinmassstäblich getestet.
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Das ist ein harter Schlag für die Betreiberin des geplanten Geothermiekraftwerks im jurassischen Haute-Sorne. Die Regierung des Kantons Jura will die Bewilligung für das Tiefengeothermieprojekt zurückziehen. Für die Geo-Energie Suisse kommt dieser Entscheid völlig überraschend. «Wir müssen zuerst die schriftliche Begründung abwarten, dann analysieren wir und entscheiden, wie es weitergehen soll», sagt Peter Meier, Geschäftsführer von Geo-Energie Suisse.

Ob das Unternehmen gegen den Rückzieher der jurassischen Regierung gerichtlich vorgehen will, ist ebenfalls offen. Denn die gesetzlichen Grundlagen für das Projekt waren von der Regierung abgesegnet worden. Die jurassische Regierung hatte bereits im Juni 2015 einen Sondernutzungsplan bewilligt, und die Umweltverbände hatten keine Beschwerden eingereicht. Ein Rekurs von privater Seite gegen den Sondernutzungsplan wurde im Dezember 2018 durch das Bundesgericht abgelehnt.

Gutes Konzept

Schliesslich erhielt das Vorhaben auch vonseiten der Wissenschaft gute Noten. Der Schweizerische Erdbebendienst attestierte in einem eben veröffentlichten Bericht, dass das Konzept und das Risikomanagement im Lichte des Vorfalls in Südkorea keine fundamentalen Veränderungen notwendig mache.
Die jurassische Regierung hatte den Erdbebendienst beauftragt, den Erdbebenfall in Südkorea mit dem Projekt in Haute-Sorne zu vergleichen. Dort bebte nach einer Bohrung für ein Geothermiekraftwerk – mit einer ähnlichen Methode wie in Basel – am 15. November 2017 die Erde mit der Stärke 5,4.

Noch bin ich optimistisch, dass es mit der Tiefengeothermie in der Schweiz entweder im Jura oder sonst wo weitergehen wird.»

Peter Meier, Geschäftsführer Geo-Energie Suisse

Das Verfahren, das die Geo-Energie Suisse im Jura anwendet, unterscheidet sich aber wesentlich von jenem in Basel und Südkorea. Die Bohrung soll zwar wieder vier bis fünf Kilometer in den kristallinen Untergrund vordringen, um genügend Wärme für die Stromproduktion gewinnen zu können. Aber anders als in Basel wird dabei nicht in einem Arbeitsgang ein einziges Wärmereservoir mit Wasserinjektionen stimuliert. Das neue Verfahren erzeugt schrittweise bis zu 30 kleinere Wärmereservoirs. So kann der Untergrund mit viel weniger starken Wasserinjektionen behandelt und damit das Risiko für ein Beben minimiert werden.


Das Unternehmen plant, Schritt für Schritt vorzugehen: Zuerst soll eine reine Explorationsbohrung gemacht werden, um den Untergrund zu erkunden und auszumessen. Dann ist eine kleine Teststimulierung mit tiefem Wasserdruck geplant, um zu prüfen, wie der Untergrund reagiert. Das Verfahren wird zudem derzeit in einem Stollen im Bedrettotal in kleinem Massstab wissenschaftlich getestet.

Einziges Leuchtturmprojekt

Der Kanton hielt den Bericht des Schweizerischen Erdbebendienstes lange unter Verschluss, schliesslich wurde dieser von Unbekannten geleakt. Das führte am Montag zu einer spontanen Pressekonferenz der jurassischen Regierung. Es sieht so aus, dass die Regierung aus politischen Gründen sich gezwungen sah, zu reagieren. Das Projekt hatte keine starke Unterstützung in der Politik und in der Bevölkerung. So wurde eine Volksinitiative gegen das Projekt eingereicht, die zwar laut Verfassungsgericht des Kantons nicht gesetzeskonform ist. Zudem verabschiedete das Parlament eine Motion, die einen definitiven Stop verlangt. «Noch bin ich optimistisch, dass es mit der Tiefengeothermie in der Schweiz entweder im Jura oder sonst wo weitergehen wird, aber letztlich entscheiden vermutlich die Gerichte, der Bund und unsere Aktionäre», sagt Peter Meier von Geo-Energie Suisse.

Für den Bund ist dieses Projekt ein Leuchtturmprojekt für die Tiefengeothermie in der Schweiz. Er unterstützt das Projekt mit einem Erkundungsbeitrag von 64,1 Millionen Franken. Das Kraftwerk könnte dereinst Strom für rund 6000 Haushalte produzieren. Bisher ist noch keine Kilowattstunde geothermischer Strom in der Schweiz geflossen. Dennoch rechnet die Energiestrategie 2050 des Bundes mit einem Potenzial von 4,4 Terawattstunden (TWh) Strom für diese Form der Energiegewinnung. Das sind etwa acht Prozent des Stromverbrauchs in der Schweiz – und deutlich mehr, als das Atomkraftwerk Mühleberg produziert hat.