«The Line» in SaudiarabienKronprinz muss Pläne für seine linienförmige Megastadt stutzen
Rückschlag für Mohammed bin Salman: Sein futuristisches Lieblingsprojekt verzögert sich. Laut einem Bericht auch wegen sinkender Geldreserven.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte sich ein Bauwerk so ehrgeizig wie die Pyramiden gewünscht. Doch der Bau seiner 170 Kilometer langen Zukunftsstadt «The Line» verzögert sich. Die linienförmige Metropole wird bis 2030 nur 2,4 Kilometer lang sein. Statt wie ursprünglich geplant 1,5 Millionen Menschen werden dann nur rund 300’000 dort wohnen. Das berichtet Bloomberg gestützt auf interne Dokumente des gigantischen saudischen Siedlungsprojekts Neom. Laut der Nachrichtenagentur hat nun mindestens ein Bauunternehmen damit begonnen, einen Teil seiner auf der Baustelle beschäftigten Arbeiter zu entlassen.
Die Verzögerung bei «der Linie» hat offenbar auch damit zu tun, dass das Gesamtbudget von Neom für 2024 vom saudiarabischen Staatsfonds angesichts sinkender Barreserven noch nicht genehmigt wurde. Vertreter von Neom und der Staatsfonds des Königreichs lehnten eine Stellungnahme ab.
Vorgesehen war ursprünglich, dass die 500 Milliarden Dollar teure Stadt 2045 fertig ist und neun Millionen Menschen eine Heimat bietet. «The Line» mit dem Look einer verspiegelten Mauer wurde von saudischer Seite als Neuerfindung des Städtebaus angepriesen. Die Skepsis im Westen war von Beginn weg gross. So schrieb ein Autor der «New York Times» über das Werbevideo: «Man taucht ein in eine typisch saudische Form der Arroganz, die religiösen Triumphalismus und königliche Grandiosität miteinander verbindet.»
Der Artikel von Bloomberg ist auch nicht der erste, der Probleme beim Bau der 200 Meter breiten und 500 Meter hohen Stadt offenbart. Es gab in der Vergangenheit bereits Berichte über sich verändernde Pläne des Kronprinzen, ständige Wechsel im Mitarbeiterstab und Budgetüberschreitungen. Zudem sollen angeblich einzelne Mitglieder des Howeitat-Stammes hingerichtet worden sein, die gegen den Bau auf ihrem angestammten Land protestiert hatten.
Neben «The Line» verzögern sich offenbar auch andere Teile von Neom. Der Seehafen und Industriestandort Oxagon sollte ursprünglich dieses Jahr fertig werden, das Ski- und Abenteuerresort Trojena 2026. Es soll mit 36 Kilometern Skipisten aufwarten und nach den Asien-Winterspielen 2029 jährlich 700’000 Touristen anlocken. Eröffnet wird laut Bloomberg dieses Jahr hingegen die Luxusinsel Sindalah.
Sie alle sind Teil der saudischen Vision 2030. Bin Salmans Ziel ist es, die Abhängigkeit seines Landes vom Öl zu reduzieren und Saudiarabien stärker für den Tourismus zu öffnen.
nlu
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