Aussergewöhnlicher SkifahrerDieser Schweizer wird von DJ Bobo durch den Weltcup begleitet
Fadri Janutin trug einst Rastalocken unter dem Skihelm und arbeitete als Dachdecker. Nun fallen vor allem seine Ski auf – weil er ihnen spezielle Namen gibt.
Wenn Fadri Janutin die Weltcup-Pisten runterfährt, dann tut er das mit DJ Bobo, Falco oder 2Pac. Auch die Rapper The Notorious B.I.G. und MC Hammer sind ab und zu am Start dabei, manchmal zudem Bob Marley. Klingt absurd? Ist es nicht! Des Rätsels Lösung: Janutin gibt seinen Ski einen Namen, meistens solche von prominenten Musikern. Er graviert diese sogar in die Latten ein.
Sechs bis acht Riesenslalom-Ski benötigt der Bündner pro Saison, nochmals so viele sind es für den Slalom. Die wichtigsten Paare benennt er jeweils. Mit Swiss-Ski-Servicemann Giorgio Compagnoni kommuniziert er nur auf diesem Weg. «Ich sage ihm zum Beispiel: Heute will ich Falco. Er antwortet dann vielleicht, DJ Bobo sei für die aktuellen Verhältnisse besser geeignet», erzählt Janutin. Mit dem DJ-Bobo-Ski hat er sein bestes Ergebnis im Weltcup herausgefahren, vor einem Jahr in Aspen wurde er 14.
Es fing an mit Breel Embolo
Der Schweizer Abfahrer Justin Murisier diente als Vorbild, vor Jahren gab er dem einen oder anderen Ski x-beliebige Namen. Janutin hat das Spielchen intensiviert. Früher benannte er seine Arbeitsgeräte nach Fussballern, ein Paar hiess Breel Embolo, damit gewann er gar ein FIS-Rennen. Sein damaliger Servicemann fand das aber nicht wirklich lustig, er verlor sich im Namenswirrwarr, und so verwarf Janutin die Idee wieder. Die Ski wurden fortan normal mit Nummern angeschrieben.
Nun ist er offen für Anregungen respektive neue Namensvorschläge. Ein Paar seiner Ski hat er Nino getauft, in Anlehnung an den Sohn seines einstigen Teamkollegen Reto Schmidiger. Ein anderes heisst Moritz wie die verstorbene Katze seiner Freundin. Marco Odermatt, Loïc Meillard und die anderen Schweizer machen sich derweil vor den Rennen auch mal einen Spass daraus, mit welchem «Prominenten» Janutin wohl gerade unterwegs ist.
Der 25-Jährige ist kein 08/15-Skifahrer. 2021 holte er an der Junioren-WM Silber im Slalom, kurz zuvor war er noch mit Rastalocken unterwegs gewesen und zwängte seine Mähne unter den Helm. Den konventionellen Weg schlug er nie ein, so besuchte er nicht wie die meisten gleichaltrigen Talente eine Sportschule, sondern absolvierte die Lehre zum Dachdecker. «Kurz nach fünf Uhr in der Früh aufstehen, bei Wind und Wetter draussen arbeiten – in dieser Zeit habe ich gelernt, mich durchzubeissen.»
Fadri Janutins Schwester arbeitet beim Schweizer Fernsehen
Aufgewachsen ist Janutin in Landquart, er ist Mitglied des Skiclubs Obersaxen, wo Carlo Janka herkommt. Einfluss auf seine Karriere hat mit Marc Gini jedoch ein anderer Weltcup-Sieger aus dem Bündnerland, der einstige Slalomspezialist ist sein Konditionstrainer.
2022 gehörte Janutin am Weltcup-Final in Courchevel zur Schweizer Equipe, die den Teamevent gewann. Doch zuletzt ist seine Karriere ein wenig ins Stocken geraten, die Qualifikation für die WM in Saalbach verpasste er. An den nächsten Grossanlässen will er dabei sein, vielleicht kommt es dann dazu, dass ihn Schwester Flurina interviewt – sie arbeitet beim Schweizer Fernsehen, berichtet derzeit aber von Frauenrennen.
Am Wochenende bestreitet Janutin den Riesenslalom in Kranjska Gora, es geht darum, sich wieder in den Top 30 der Weltrangliste zu etablieren. DJ Bobo und Falco sind übrigens auch auf seinem Helm präsent – in Bildform. Mit im Gepäck ist zudem Ski «No Name». Janutin aber will sich so schnell wie möglich einen Namen machen.
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