Novak Djokovic in Genf«Das ist auch das Land von Stan, nicht nur von Roger!»
Der Serbe beglückt mit seiner Präsenz das Sandturnier im Parc des Eaux-Vives, parliert gekonnt Französisch und verrät sein Flair für Servettes Fussballer.
Der erste Auftritt von Novak Djokovic in Genf sorgte für Kontroversen. Der damals 19-Jährige schlug Stan Wawrinka 2006 im Davis-Cup in der Palexpo-Halle in fünf Sätzen, und Roger Federer nervte sich über die Verletzungs-Timeouts des Serben. Der Schweizer Teamleader klagte Djokovic an, so gezielt den Rhythmus Wawrinkas gebrochen zu haben. Das Heimteam siegte 4:1 und verhinderte den Abstieg aus der Weltgruppe.
18 Jahre später wurde Djokovic nun am Genfersee empfangen wie ein König. Dass er sich kurzfristig fürs Geneva Open im Parc des Eaux-Vives anmeldete, wo er am Mittwoch auf den Deutschen Yannick Hanfmann (ATP 85) trifft, sorgt für Begeisterung. Er sei schon einige Male hier gewesen, da einige seiner Cousinen und Cousins am Genfersee leben würden, sagte er. «Aber in diesem Tennisclub habe ich noch nie gespielt. Es ist definitiv einer der schönsten auf der Welt.»
Ob er erstaunt sei, dass man ihm hier, im Land von Roger Federer, so zuvorkommend begegne, wollte ein Westschweizer Journalist beim Pressetermin des Turniers wissen. «Das ist auch das Land von Stan, nicht nur von Roger!», korrigierte er. «Besonders hier.» Mit Wawrinka verbindet der Serbe eine Freundschaft, obschon der Romand zwei Grand-Slam-Finals gegen ihn gewann: 2015 in Roland Garros und 2016 am US Open.
Der Trauzeuge spielte bei Servette
Djokovic hat auf der Suche nach Matchpraxis einen Zwischenstopp in Genf eingelegt und hofft, mindestens eine Partie zu gewinnen. «Ich fühle mich wie zu Hause hier», sagte er, die Leute begegneten ihm sehr herzlich. Und er outete sich als Fan des Servette FC: «Mein Trauzeuge Neven Markovic spielte (2013 bis 2015) für Servette. Ein verrückter Kerl. Und eine meiner Cousinen heiratet bald einen Spieler Servettes (Timothé Cognat).» Klar also, dass er den Grenats die Daumen drückt. So schaute er sich am Montagabend im Stadion an, wie die Genfer gegen die Young Boys 0:1 verloren und sie zum Meister machten.
Der Serbe beeindruckte mit seinen Sprachqualitäten, parlierte eine Viertelstunde in recht flüssigem Französisch. Ob er seine Vielsprachigkeit auch in zweieinhalb Wochen bei der Siegerehrung in Roland Garros zeigen kann, ist fraglich. Er ist in diesem Jahr noch ohne Titel, scheiterte zuletzt in Rom kläglich am Chilenen Alejandro Tabilo, nachdem ihm beim Autogrammschreiben eine Plastikflasche auf den Kopf gefallen war.
Es gebe eine Erklärung für seine bisher enttäuschende Saison, sagte Djokovic. «Aber ich habe keine Lust, nach hinten zu schauen. Ich blicke lieber nach vorne. Und wenn ich mich gut fühle, bin ich an den Grand-Slam-Turnieren ein anderer Spieler.» Das hat er schon oft bewiesen.
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