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Hollywood-Grossmeister Hans Zimmer
Der Filmkomponist, dem die Saudis ihre neue Hymne anvertrauen

Eine Gruppe von Menschen auf dem roten Teppich bei den Joy Awards 2025 in Riad. Eine Person wird interviewt.
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Er ist der Grossmeister des aktuellen Hollywood-Sounds, König der kalifornischen Tonstudios. Hans Zimmer, geboren 1947 in Frankfurt am Main, hat in den Filmen «Last Samurai», «Mission: Impossible II», «Gladiator», «Top Gun: Maverick», «The Dark Knight», «Blitz» und vielen weiteren, zum Teil oscarprämierten Filmen sein ausserordentliches handwerkliches Können demonstriert.

Heute lebt er, inzwischen amerikanischer Staatsbürger, in Kalifornien und leitet die Filmmusikabteilung der von Steven Spielberg gegründeten Dreamworks SKG.

Hans Zimmers Spezialität als Filmkomponist ist die Verbindung von klassischem Orchesterklang mit elektronischen Sounds. Was gar nicht so einfach ist, wenn es nicht plump wirken soll. Der Trick: sich über das traditionelle Handwerk des Orchestrierens hinaus auf das orchestrale Dramatisieren zu fokussieren, Themen und Melodien ganz langsam hochzuziehen und in einer überraschenden Klangexplosion enden zu lassen.

Saudische Fans salutieren während der Nationalhymne beim 2022-FIFA-Weltmeisterschaftsspiel gegen Argentinien im Lusail-Stadion.

Wie jetzt bekannt wurde, ist auch die Regierung von Saudiarabien ein grosser Fan von Hans Zimmer und möchte die alte Staatshymne des Wüstenstaats vom Grossmeister des pompösen Flächensounds ein bisschen aufpimpen lassen. Zimmer habe, so die britische Zeitung «Guardian», dem Projekt prinzipiell zugestimmt.

Wie soll das aussehen? Und was kann der Meister aus Hollywood, was Abdul Rahman Al-Khateeb nicht konnte? Der hat die Hymne 1950 komponiert. Die zugrunde liegende Lyrik lieferte Ibrahim Khafaji: «Strebe nach Ruhm und Vorherrschaft, lasst uns den Schöpfer des Himmels preisen, und das Grün, die flatternde Flagge hissen, das Zeichen des Lichtes!»

Augenzwinkernder Rassismus

Die meisten Hymnen sind voller Plattitüden. Aber Texte sind eine Sache, die Musik dazu ist eine andere, meist wirkungsvollere. Die saudische Hymne ist ein kurz und knackig harmonisierter Marschrhythmus, wie sich das für die allermeisten Nationalhymnen gehört, mit Trompeten und Tschinellen, also jenen grossformatigen Messingscheiben, die im Orchester schlicht Becken heissen und in der Sprache der Instrumentensachverständigen: Gegenschlagidiofone.

Vielleicht ist es gerade das, was die saudischen Herrscher jetzt stört: das ursprünglich Leidenschaftliche, die naive Freude am Lärmen, das im Westen meist naserümpfend als «Tschingderassabum» gelabelt wurde. Denn da schwingt nicht erst seit Mozarts Opern «Entführung aus dem Serail» und «Die Zauberflöte» ein augenzwinkernder Rassismus mit, wie er noch bis in die 1960er-Jahre im Westen als die höfliche Variante eines selbstverständlichen Ausdrucks kultureller Überlegenheit praktiziert wurde.

Das getraut sich heute niemand mehr, der bei Verstand ist. Da ist es vielleicht besser, wenn der Hollywoodprofi Hans Zimmer die eine oder andere Hymne überarbeitet.