Mein Hund, mein fremder Freund
Kaum eine Beziehung ist so eng, wie die zwischen Hund und Mensch. Wes Anderson macht daraus eine Parabel über unseren Umgang mit dem Fremden.

In Regisseur Wes Andersons («The Grand Budapest Hotel», «Moonrise Kingdom») neustem Stop-Motion Film dreht sich alles um die enge Beziehung zwischen Hund und Mensch. Darum heisst er im Original auch «Isle of Dogs» - was klingt wie «I love dogs», zu deutsch, «Ich liebe Hunde». Ein Wortspiel, das in der Übersetzung leider unmöglich funktionieren kann, weshalb der Originaltitel beibehalten wird, und mit «Ataris Reise» ergänzt wird.
Aber zu Beginn des Films, in einem futuristischen Japan, kriselt es gerade arg zwischen den Bewohnern der Grossstadt Megasaki und den Vierbeinern. Die Hundepopulation wächst unkontrolliert und wird von einer Seuche heimgesucht, die bald auf die menschliche Bevölkerung überspringen könnte. Der korrupte Bürgermeister hat eine radikale Lösung für das Problem: Alle Hunde werden kurzerhand auf eine Abfallinsel im Meer verbannt und sich selbst überlassen. Den Anfang macht Spot, der Hund, der das Mündel des Bürgermeisters beschützt. Doch der junge Atari will seinen Hund nicht einfach aufgeben, sondern fliegt in einem gestohlenen Flugzeug auf die Insel, um Spot zu suchen. Dabei erhält er die Unterstützung eines kleinen Hunderudels, das der Menschheit trotz allem Unrecht noch immer aufs engste verbunden ist.
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Obwohl der deutsche Titel «Ataris Reise» darauf hindeutet, dass der Junge die Haupterson ist, stehen eindeutig die Hunde im Mittelpunkt des Geschehens. Sie treiben die Geschichte voran und bieten den emotionalen Zugang zum Film. Dies wird dadurch verstärkt, dass alles Bellen, wie es am Anfang heisst, auf Englisch übersetzt wurde. Die auf japanisch geführten Unterhaltungen der Zweibeiner hingegen meistens nicht. So sind die Hunde dem westlichen Publikum sofort näher.
Dazu trägt auch der talentierte Voice Cast bei, zu dem Edward Norton, Bryan Cranston und Wes Anderson Maskottchen Bill Murray gehören. Sie verleihen den Hunden eine gewisse Gravitas. Gleichzeitig wirken ihren Persönlichkeiten dadurch manchmal ein wenig lächerlich, etwa wenn sie ganz lakonisch den leckeren Steaks und der tollen Haarpflege nachtrauern, die sie als verwöhnte Schosshunde erhielten.
Doch wie immer bei Wes Anderson ist es das Visuelle, das überzeugt. «Isle of Dogs» ist nach «Fantastic Mr.Fox» sein zweiter Abstecher in die Welt der Stop-Motion. In zweijähriger Arbeit entstand eine exquisite, detailreiche Welt, die an japanische Kunst erinnert. Die meisten der Szenen könne man auch als Bild in eine Galerie hängen. Die Hunde sind extrem ausdrucksstark, man würde sie gerne streicheln. Doch gleichzeitig haftet dieser Welt etwas unwirkliches beinahe märchenhaftes an.
Den Graben überwinden
«Isle of Dogs» ist nämlich auch eine Parabel über den Umgang mit denjenigen, die anders sind als wir. Dabei wird gezeigt, wie einfach es ist, Fremde zu verunglimpfen, gerade auch durch die scheinbar allgegenwärtigen Fake News. Ausgrenzung scheint die einzige Lösung zu sein. Der Graben zwischen Mensch und Hund wirkt beinahe unüberwindbar, sprechen sie doch nicht die gleiche Sprache.
Wir als Zuschauerverstehen die Fremden besser als diejenigen, die gleich aussehen wie wir. Ohne die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen kleinzureden, zeigt Wes Anderson so, wie Verständnis durch gemeinsam verbrachte Zeit wachsen kann. Und wie wichtig Zivilcourage ist, wenn es darum geht, der künstlich angefachten Hysterie entgegenzutreten. Es ist kein Zufall, dass die Insel der Hunde an nichts so sehr erinnert, wie an ein Flüchtlingslager.
«Isle of Dogs» ist ab dem 10. Mai im Kino.
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