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Eine Liebesheirat erhält den Segen

Gute Neuigkeit für die knapp 80 Prozent der Hirzel Fusionsbefürworter: Nach dem Regierungsrat heisst nun auch der Zürcher Kantonsrat den Zusammenschlussvertrag mit Horgen gut.
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Keine Eheschliessung ohne Standesbeamter: Als solcher agierte der Zürcher Kantonsrat, als er am Montag die Fusion von Horgen und Hirzel mit 168:0 Stimmen guthiess. Es handelte sich dabei gewissermassen um eine Blitzhochzeit. Zwar war der Zusammenschluss von langer Hand vorbereitet worden, doch am Schluss wurde es zeitlich eng. Denn die erste gemeinsame Gemeindeversammlung, die das Budget für das kommende Jahr berät, findet bereits am 14. Dezember statt.

Dass die dafür notwendige rechtliche Besiegelung der Fusion erst am Montag erfolgen konnte, liegt an einer kleinen Gruppe von Fusionsgegnern. Obwohl die Stimmberechtigten von Horgen und Hirzel dem Zusammenschluss mit überwältigender Mehrheit zugestimmt haben, bekämpfen die Gegner die Fusion bis vor Bundesgericht. Nur weil dieses vor ein paar Wochen deren Gesuch um aufschiebende Wirkung abgelehnt hat, kann die Ehe zwischen den beiden Gemeinden per 1. Januar geschlossen werden.

Abrechnung mit Gegnern

Im eher unwahrscheinlichen Fall, dass das höchste Gericht am Ehevertrag inhaltlich etwas zu bemängeln hätte, müsste die Hochzeit allerdings annulliert werden. «Das Bundesgericht könnte theoretisch den Willen der Gemeinden immer noch in Frage stellen», sagte der Horgner Kantonsrat Hans-Peter Brunner (FDP) gestern im Rat.

Daran schien aber im Kantonsrat niemand zu glauben. Viel mehr kam es zu einer regelrechten Abrechnung mit den Fusionsgegnern. Von einem «Missbrauch der Rechtsmittel» sprach Tobias Mani (EVP, Wädenswil) und Rico Brazerol (BDP, Horgen) bezeichnete die Ereignisse der letzten Monate eine «Schmierenkomödie». Die Interessengemeinschaft Hirzel, die sich gegen die Fusion stemmt, nannte er eine «undurchsichtige Phantom-IG».

Sonja Gehrig (GLP, Urdorf) diagnostizierte bei den Beschwerdeführern «fehlendes Demokratieverständnis». Tumasch Mischol (SVP, Hombrechtikon) sagte, die SVP sei zwar eine Gegnerin des Diktats von oben. Die Fusion von Horgen und Hirzel sei aber ein unumstrittener Wunsch der Bevölkerung. «Es ist klar, dass es sich um eine Liebesheirat handelt.»

Mitwirkung gewähren

Auch die SP sah dies so. Céline Widmer (Zürich) appellierte aber daran, der Demokratie in der Gemeinde Sorge zu tragen. Horgen sei mit über 20 000 Einwohnern die grösste Gemeinde im Kanton Zürich, die eine Gemeindeversammlung und kein Gemeindeparlament habe. «Sie sollte sich überlegen, wie sie die demokratische Mitwirkung gewährleisten kann.»

Der Horgner Brunner sah darin kein wesentliches Problem. Horgen sei ein grosses Dorf mit einer lebendigen Versammlungsdemokratie, sagte der Freisinnige. Und mit einem historischen Exkurs versuchte er allfällige Zweifel, ob die beiden Gemeinden wirklich zusammengehören, endgültig auszuräumen. 1462, nach dem Alten Zürichkrieg, hatten sich die Gemeinden Horgen, Hirzel und Oberrieden zusammengeschlossen, führte er aus. Als Schicksalsgemeinschaft hätten sie Kriegswirren, eine Pestepidemie, drei Seegfrörni sowie Missernten während der «Klimaentwärmung» durchgestanden.

Und dann folgte – die Scheidung. 1773, nach 311 Jahren, kehrten Hirzel und Oberrieden der Gemeinde Horgen den Rücken. Sie wollten eigenständig sein. Als sie sich trennten, stritten die drei Dörfer um sieben Silberbecher in der Gemeindekasse und um eine Feuerspritze.

Zweite Heirat nach 244 Jahren

244 Jahre später, bei der Wiedervereinigung von Horgen und Hirzel, wird das Geld wieder eine Rolle spielen. Die Hirzler können sich dabei freuen: Man könne ihnen zur Begrüssung eine Steuerfussreduktion um fast die Hälfte gewähren, sagte Brunner. Derzeit beträgt der Steuerfuss in Horgen 87 Prozent, in Hirzel 130 Prozent. Was also will man mehr? «Es ist selten genug, dass ein Scheidungspaar wieder zusammenfindet», sagte denn auch Brunner.

So kommt also wieder zusammen, was schon einmal zusammengehörte: Horgen und Hirzel schreiten gemeinsam in die Zukunft. Ob sie auch wieder einmal miteinander eine Seegfrörni erleben – das hingegen steht auf einem anderen Blatt.