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Ferienprofis persönlich (11)
«Du kannst alles erreichen, wenn du hart dafür arbeitest»

Bartender mit Herzblut: Emran Hobab alias Lucky hat viel erlebt.
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Gekonnt jongliert Lucky mit Flaschen und Shaker. Dabei kommt er mindestens genauso smart rüber wie Tom Cruise im Hollywoodstreifen «Cocktail» aus den 80ern. Er beherrscht nicht nur das Flairbartending, wie sich die akrobatische Disziplin nennt, sondern auch das Mixen sämtlicher Cocktailklassiker, die nicht auf der Karte stehen. Welcher Getränkewunsch auch an der Luce Bar des Radisson blu Hotels in Luzern geäussert wird, Lucky erfüllt ihn zuverlässig. Seit er die Stelle hier vor zwei Jahren antrat, verrichtet er seine Arbeit mit Leidenschaft und Herzblut.

Passion und die selbstkreierten Drinks haben ihm zahlreiche Stammgäste eingebracht. «Ich arbeite sehr gerne im Radisson Blu Luzern. Das Team und die Atmosphäre sind super. Wir haben gute, anständige Gäste. Viele kommen auch immer wieder allein in die Bar, weil sie wissen, dass sie mit mir reden können», erzählt Lucky.

Leute aus der Stadt blieben aus

Jetzt sind die knalligen Polstermöbel im 70er-Jahre-Look unbesetzt, dezente Musik läuft. Das Barbesteck hinter dem Tresen ist mit einem Tuch abgedeckt. Nachdem Ende Februar der erste Corona-Fall in Luzern auftrat, sah er höchstens noch Hotelgäste an der Bar. «Die Leute aus der Stadt blieben von heute auf morgen weg», erinnert sich Lucky, der mit Vornamen eigentlich Emran heisst, was «glücklich» bedeutet. Dann kamen der Lockdown und die Kurzarbeit im Vierstern -Superior-Hotel (189 Zimmer und Suiten). Doch der Barman nimmt die Situation gelassen. Schon früh musste er lernen, mit Schwierigkeiten umzugehen. «Ich hatte schwere Zeiten. Aber ich bin dankbar dafür, dass es sie gab. Umso mehr schätze ich, was ich heute habe», so der 24-Jährige.

Emran Hobab kam als 15-Jähriger in die Schweiz. 

Der in Afghanistan geborene Osbeke verlor seinen Vater mit vier Jahren. Danach litt das Einzelkind unter schwierigen Verhältnissen und dem diktatorischen Stiefvater. Nachdem die Mutter seine Flucht initiiert hatte, landete er eher zufällig als gewollt 2011 in einem Asylheim in Basel und wenig später in Luzern. Damals war er 15 Jahre alt und hätte seine Mutter nachholen dürfen. Doch die war inzwischen gestorben. Emran Hobab integrierte sich rasch, ging zur Schule und begann eine Ausbildung als Automobilfachmann. Nach einer Woche brach er sie ab, weil er spürte, dass das nichts für ihn war.

In der Bar nutzte er die Chance

Auf Empfehlung seines Barbiers bekam er einen Job in einer Bar. «Ich konnte damals nicht einmal Whisky von Gin unterscheiden», erinnert sich Lucky lachend. Er nutzte seine Chance, studierte Flaschenetiketten und recherchierte im Internet. Er absolvierte Kurse in der Barfachschule in Zürich und sammelte vier Diplome an der Akademie der World Flair Association in Mailand. Mittlerweile ist er ein Profi der Mixology. Alkohol zu trinken, war für ihn selbst aber immer tabu. «Ich bin sehr diszipliniert. Gesund zu leben, ist für mich wichtig. Ich möchte jeden Morgen aufstehen und fit sein», sagt der kräftige junge Mann.

Noch im Asylheim begann er aktiv mit Fitnesstraining und Bodybuilding. Das zeigte ungeahnte Ergebnisse und brachte Hobab 2015 bei der Schweizermeisterschaft der IBFA in Genf den nationalen Titel ein. Im Jahr darauf trat er mit dem Schweizer Team beim Wettbewerb Mister Universum in Italien an und gewann den Titel Mr Universe Junior. Trotz des Erfolges und Jobangeboten aus der Fitnessbranche blieb für Lucky der Sport ein Hobby. Dass er seit Jahren als Modell gebucht wird, ist ein willkommener Nebeneffekt. Grund dafür sind aber nicht nur sein gut geformter Körper, sondern ebenso die Bilder darauf.

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«Diffeerreenntt» steht als tätowierter Schriftzug hinter seinem Ohr am Hals. «Anders zu sein, war schon immer meine Einstellung», erklärt er dessen Bedeutung. «Ich will etwas erreichen im Leben und meine Eltern stolz machen, auch wenn sie tot sind.» Und Lucky führt weiter aus: «Tattoos haben mich schon immer fasziniert. Ich wusste, dass ich das Talent zum Tattoo-Artist habe.» Er berichtet, er habe schon als Kind viel und gerne gezeichnet und verstünde sich auf Kalligrafie. Im Internet bestellte er sich eine Tätowiermaschine und Kunsthaut zum Üben.

Vor allem Frauen als Kunden

Das technische Basiswissen bezog Emran aus Youtube-Videos und investierte wiederholt seine kompletten Ferien für ein Praktikum in einem Tattoo-Studio in Mailand. Längst unterhält er ein eigenes Studio namens Different Tattoo in Luzern und ist stolz darauf, dass es von den Gesundheitsbehörden als tadellos abgenommen wurde. Sein Können, das er ab März 2021 in einem neuen grossen Studio in Kriens zeigen wird, spricht sich herum, man reist aus der ganzen Schweiz an, um sich bei Hobab unter die Nadel zu legen. Es seien zu 99 Prozent Frauen, die seine feinen Linien und die perfekt gestochenen Motive begeistern, verrät er. Seinen Job in der Luce Bar will er deswegen aber so schnell nicht aufgeben. Dafür verzichtet er auf anderes. «Parties und Abhängen mit Kollegen passen nicht in mein Leben. Ich bin fokussiert auf meine Karriere. Du kannst alles erreichen , wenn du hart dafür arbeitest und mit dem Herzen dabei bist. Dazu gehört es auch, Opfer zu bringen», lautet sein Credo.

In Luzern unterhält Lucky sein eigenes Tattoo-Studio.

Einen Tag pro Woche gönnt sich Lucky aber eine Auszeit. Dann kümmert er sich um seine dreijährige Tochter Lucy. Sie ist sein Ein und Alles, wie er sagt und seine einzige Familienbindung. Die Frage, ob er sich in der Schweiz zu Hause fühle, beantwortet Lucky mit einer stillen Geste. Mehr ist auch nicht nötig. Er zeigt seine linke Handfläche. Darauf sind die Umrisse der Schweiz tätowiert, gefüllt mit einem Schweizer Kreuz.

Instagram Emram Hobab: @diiffeerreenntt

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie in Zusammenarbeit mit PrimCom. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Tamedia.