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Die Gemeinden sind zu beschäftigt für Facebook

Sehr wenige Gemeinden am Zürichsee nutzen die sozialen Medien für die Kommunikation mit den Bürgern. Viele Gemeinden geben Zeitmangel als Grund für ihre Inaktivität auf den Social Media-Kanälen an.
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Die sozialen Medien bekommen in der heutigen Welt einen immer höheren Stellenwert. Wäh­rend Donald Trump aus seinem Machtzentrum heraus quasi mit sozialen Netzwerken regiert, sind erst die wenigsten Gemeinden um den Zürichsee auf Facebook vertreten.Das soziale Netzwerk wird in diesen Orten als Infoplattform genutzt, auf der verschie­dene Links zu Artikeln über die Gemeinde, Bilder und anstehende Veranstaltungen publiziert und politische Diskussionen über Abstimmungen angeregt werden.

«Wir sind sehr stolz, dass der ‹Koch des Jahres› auch Einwohner aus unserer schönen Gemeinde Küsnacht ist. Herzliche Gratulation auch von unserer Seite.» Diesen Beitrag hat das Web-Team aus Küsnacht veröffentlicht, als Rico Zandonella vom Gourmetführer «Gault Millau» ausgezeichnet wurde.

In diesem Stil wurden auch die anderen Beiträge der Gemeinde veröffentlicht. Laut Catrina Erb Pola, Gemeindeschreiberin der Gemeinde Küsnacht, ist das Ziel, die Kommunikation mit der jüngeren Bevölkerung zu stärken. Die Seite wird als Austauschplattform der Küsnachter gebraucht, an deren Diskussion sich auch die Gemeinde beteiligt. Viele Gemeinden seien in den Social Media vermutlich nicht aktiv, da die Kapazität für regelmässiges Veröffentlichen von Beiträgen nicht vorhanden sei, meint Erb Pola.

«Wahr ist nicht mehr das, was belegt werden kann, sondern das, was mehr Likes hat.»

Philipp Kutter, Stadtpräsident Wädenswil

Der stellvertretende Gemeindeschreiber von Meilen, Marc Bamert, hat seine Masterarbeit zum Thema Face­book in Gemeinden geschrieben. «Wenn Facebook-Fans einer Gemeinde immer wieder etwas von dieser ­Gemeinde auf Facebook sehen, lösen diese Begegnungen auf dem virtuellen ‹Dorfplatz› eine Vertrautheit aus und fördern die Identifikation der Bürger mit der Gemeinde», sagt Bamert. ­Die­se Bindung könne auch für poli­tische Geschäfte nützlich sein.

Vereinfachte Kommunikation

Die Stadt Wädenswil selbst ist zwar nicht auf Facebook vertreten, dafür ihr Stadtpräsident Philipp Kutter. Für ihn ist es absolut in Ordnung, wenn er auch in ­seinem privaten Account von Bürgern auf Probleme angesprochen wird. «Manchmal kann ich auf diesem Weg unkompliziert eine Frage beantworten oder ­helfen. Das ist eine gute Sache.»

Unternehmenssteuerreform, Fe­rienfotos, finanzielle Situa­tion der Gemeinden: Für den CVP-Politiker ist es wichtig, dass ­seine Wähler ihn so auf Face­book ­sehen, wie er ist: «Beides gehört zu meinem Leben. Meine Tochter, die Skifahren lernt, wie auch meine politischen Anliegen. Es gehört alles zu mir, und so ­setze ich auch Facebook ein.» Aus diesem Grund sind auf seinem ­Account sowohl politische An­liegen als auch persönliche Momente zu finden.

Eine besondere Herausforderung bei der Nutzung von Social Media sei, dass man als öffent­lich tätige Person durch diese eine ­gewisse Angriffsfläche biete und schneller in einen Shitstorm gera­ten könne, was er glück­licherweise noch nicht habe ­er­leben müssen. Ein zweites Problem, welches Kutter Sorgen macht, ist: «Wahr ist nicht mehr das, was belegt werden kann, sondern das, was mehr Likes hat.»

In Rapperswil-Jona nimmt die Bevölkerung selbst das Zepter in die Hand. Es bestehen bereits zwei Facebook-Gruppen mit je bei­nahe 3000 Mitgliedern. In den Gruppen «Gemeinde Rapperswil-Jona» und «Du bisch vo Rappi, wenn . . .» wird über politische Themen diskutiert. Die Stadt selber besitzt keine Facebook-Seite.

Stadtschreiber Hansjörg Gol­de­ner ist der Meinung, dass «die Einführung von Social-Media-Massnahmen sicherlich kein ‹Schuss aus der Hüfte› sein darf, sondern professionell vorbe­reitet und umgesetzt werden muss, damit sich die Instru­mente bewähren». Er ergänzt, dass eine Facebook-Seite und ein Twitter-Account zwar schnell erstellt seien – eine ange­mes­sene Bewirtschaftung aber ressourcenintensiv sei und gut durchdacht sein müsse.

Die Stadt steht der Idee der sozia­len Netzwerke grundsätzlich positiv gegenüber, da man auf diese Weise eine nähere und verstärkte Bindung zu den Bürgern herstellen kann. «Angesichts der oft wenig konstruk­tiven Diskussionskultur auf den sozialen Medien kann man dies allerdings auch kritisch beurteilen», sagt Goldener.

Auch wenn in der letzten Legislatur entschieden wurde, nicht aktiv in den sozialen Medien zu sein, ist das Thema noch nicht abge­schlossen, sondern wird in diesem Jahr vom Stadtrat nochmals diskutiert.