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Bonuszahlungen für Grossbanker
Bonus-Bubentrickli bei der Credit Suisse

Gut kaschierte Bonusoptimierung: Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, im Hauptsitz am Paradeplatz in Zürich.
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In zwei Wochen findet die Generalversammlung der Credit Suisse statt – wegen der Corona-Pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für die Aktionäre ist das bedauerlich. Sie verpassen die Gelegenheit, Verwaltungsratspräsident Urs Rohner ein paar kritische Fragen zu stellen. Zum Beispiel diese: «Warum haben Sie das Bonusprogramm so manipuliert, dass das Topmanagement und viele gut bezahlte Bankmanager möglichst keinen Schaden haben wegen Corona-Kurszerfalls?

Nie werden die Aktionäre erfahren, was Urs Rohner darauf geantwortet hätte. Die Bonusoptimierung wurde sehr gut kaschiert, wie Recherchen der SonntagsZeitung und des Finanzportals «Insideparadeplatz» zeigen. Wer den 35-seitigen Entschädigungsbericht liest, wird sie nicht finden. Die Veränderung erschliesst sich nur, wenn man den 500 Seiten dicken Jahresbericht durchkämmt und ihn mit früheren Ausgaben vergleicht. Dann stellt man fest, dass die Bank das sogenannte Zuteilungsdatum von Aktienansprüchen gegenüber den Vorjahren verändert hat – zugunsten des Managements.

Plötzlich ist alles anders

Eine kleine Veränderung mit grosser Wirkung. Dazu ein Beispiel: Ein hoher Angestellter erhält für das vergangene Jahr einen Bonus von 200’000 Franken zugesprochen. Davon erhält er die eine Hälfte in bar, die andere in Aktien. Jetzt ist entscheidend, an welchem Tag beziehungsweise zu welchem Kurs die 100’000 Franken Bargeld in Aktien umgewandelt werden. Als Bemessungsgrundlage nimmt die Credit Suisse normalerweise den Durchschnittskurs der letzten zehn Handelstage im Februar. So war das in den vergangenen vier Jahren – in der Zeit, als Tidjane Thiam Chef der Bank war.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die Bemessungsperiode wurde auf die ersten fünf Handelstage im März verschoben. Und das ist der Punkt. Denn ab diesem Zeitpunkt schmierten die Aktien so richtig ab. Indem die Credit Suisse die Periode nach vorne verschob, werden die Aktien zu einem deutlich tieferen Kurs zugeteilt. Der Kursverlust, der durch die Corona-Panik entstanden ist, wird so abgefedert. Die Manager werden in Zukunft von einem Aufschwung stärker profitieren können.

Intern sprechen Banker von einem «Bubentrickli»

Um beim Beispiel von oben zu bleiben: Der Manager, der Anrecht auf Aktien im Wert von 100’000 Franken hat, erhält durch die Manipulation knapp 20 Prozent mehr Aktien zugeteilt, als wenn als Grundlage die alte Periode angewandt worden wäre. Der Verdacht liegt nahe, dass die Credit Suisse das nur gemacht hat, um die bonusberechtigten Banker schadlos zu halten. Intern spricht man von einem «Bubentrickli».

Es ist das zweite Mal in den vergangenen zehn Jahren, dass die Credit Suisse dem Management so zu Hilfe eilt. Am ominösen 15. Januar 2015 hob die Nationalbank den Euromindestkurs auf, was zu drastischen Verwerfungen an den Börsen führte und auch die Credit-Suisse-Titel einbrechen liess. Die Bankführung – schon damals mit Urs Rohner an der Spitze des Verwaltungsrats, aber mit Konzernchef Brady Dougan – entschied gleich wie dieses Jahr: Sie veränderte das Zeitfenster für die Berechnung des durchschnittlichen Aktienkurses und schützte so die Manager vor Kursverlusten. Als der Trick aufgeflogen war, sagte die Bank, der Kurs stelle aufgrund des Nationalbankentscheids und der «dadurch ausgelösten Marktreaktion keine repräsentative Entwicklung» mehr dar.

Mehr als 9 Millionen zusätzliche Aktien

Und was sagt die Credit Suisse heute? Ein Sprecher geht nicht auf die Corona-Krise ein und sagt, dass der Vergütungsausschuss des Verwaltungsrats den Wert auf 10.65 Franken festgesetzt habe. Dieser Wert liege über dem tatsächlichen Durchschnittskurs von 10.30 Franken, was «entsprechend weniger ausgegebene Aktien bedeutet». Ferner verweist er darauf, dass der Kurs aktuell bei 7.93 Franken liege. Damit sei der Wert der ausgegebenen Aktien schon gesunken.

Das stimmt alles. Nur, wenn die Credit Suisse ihrer alten Zuteilungsregel treu geblieben wäre, dann hätte es viel weniger Aktien gegeben. Denn: Gesamthaft wurden den Managern Bonusaktien im Wert von 626 Millionen Franken zugeteilt. Der Durchschnittskurs hätte nach alter Methode 12.67 Franken betragen. Das hätte total 49,4 Millionen Aktien ergeben und nicht 58,78 Millionen Aktien wie beim nun festgelegten Kurs von 10.65 Franken. Durch die Verschiebung erhielten die Manager mehr als 9 Millionen Aktien mehr zugeteilt. Das entspricht zum Zuteilungszeitpunkt einem Wert von knapp 100 Millionen Franken – keine Peanuts.

Die Finma schlägt sich einseitig auf die Seite der Bank-Manager

Für Credit-Suisse-Aktionäre ist das ein Beweis für die «Ungleichbehandlung» von Aktionären und Management. «Der Verwaltungsrat als oberstes Organ hat sich für die Interessen der Aktionäre einzusetzen, doch macht er das nicht», sagt ein Aktionär, der nicht genannt werden möchte.

Die Ungleichbehandlung wird auf Druck der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) sogar noch verschärft. Die Behörde drängte die Banken, dieses Jahr auf die Ausschüttung von Dividenden zu verzichten. Die meisten Institute, darunter die Credit Suisse, haben die geplanten Zahlungen halbiert. «Die Finma schlägt sich klar auf die Seite des Managements», sagt ein Aktionär. «Dass sie nicht gleichzeitig eine Kürzung der Boni einforderte, lässt tief blicken.» Zeitlich wäre das durchaus möglich gewesen, denn die Bezüge des Topmanagements werden wie die Dividenden auch erst nach Genehmigung durch die Generalversammlung überwiesen.