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Ferienpläne in Zeiten des Krieges
Wie sich Krieg und Sanktionen auf russische Touristen auswirken

Wahrzeichen der Krim: Das Schwalbennest wurde 1911 erbaut.
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Der Weg ins Schwalbennest ist schon immer etwas mühevoll gewesen. Von Jalta aus ist ein öffentlicher Bus oder ein Taxi die Küstenstrasse entlang nötig, und dann natürlich die Stufen bis zur felsigen Nase. Dort steht an der Klippe ein kleines Märchenschloss mit Ecktürmchen, der Blick fällt aufs Schwarze Meer und den weiten sonnigen Küstenabschnitt. Das Schwalbennest ist das Wahrzeichen der Krim. Nur, es wird gerade so wenig besucht wie lange nicht. Wie auch, ohne Flugzeug?

Als Russland 2014 die ukrainische Halbinsel annektierte, versiegte weitgehend der Strom internationaler Kreuzfahrtschiffe und sonstiger Reisender aus dem europäischen Westen. Dafür sorgte seitdem Russland für neuen Betrieb. Anfangs musste Kremlchef Wladimir Putin noch nachhelfen, indem er Krim-Ferien «empfahl» – vor allem russischen Beamten und Mitarbeitern von Staatskonzernen. Dann aber lief das Tourismusgeschäft mehr und mehr. Im vergangenen Jahr meldete die Branche sogar Rekordzahlen für die postsowjetische Ära: Fast zehn Millionen Menschen kamen, mehr als vor Beginn der Pandemie. Dann kam der Krieg.

Flughafen ist gesperrt

In Russland wird der Krieg «militärische Spezialoperation» genannt. So oder so: Es ist Sommer, Ferienzeit, auch wenn schwer gekämpft wird im Nachbarland. Und die Krim ist seit Sowjetzeiten eines der beliebtesten Ziele russischer Touristen. Jetzt aber ist die Nachfrage eingebrochen, die Hälfte der Hotelzimmer steht leer. Nach einem Bericht der russischen Zeitung «RBK» haben im Juni im Vergleich zum Vorjahr mehr als ein Drittel weniger Menschen Unterkünfte auf der Halbinsel gebucht. Die Zeitung beruft sich dabei auf das regionale Tourismusministerium.

Der Punkt: Die Menschen kommen kaum noch hin. Stundenlanges Fliegen ist für Reisende im grössten Flächenstaat der Welt selbstverständlich, nicht nur aus den sibirischen oder fernöstlichen Grossstädten. Selbst für die meisten Touristen aus den Millionenstädten in Russlands Westen, Moskau und Sankt Petersburg ist eine Flugreise in den Süden alternativlos. Man fliegt eben. Doch seit Kriegsbeginn ist der Flughafen in der Krim-Hauptstadt Simferopol aus Sicherheitsgründen für Zivilmaschinen gesperrt. Zunächst bis zu diesem Mittwoch, doch die Zeitung «Moskowski Komsomolez» berichtete jetzt, dass das Flugverbot vermutlich bis Ende des Sommers verlängert werde. Auch auf zehn weiteren Flughäfen im Süden ist der Verkehr eingeschränkt.

Ein Kilo Erdbeeren für einen Franken

Eine Alternative wären ausgedehnte Zugfahrten, doch die vergleichsweise wenigen Bahntickets sind auf Wochen und Monate ausverkauft. Und die lange Autofahrt scheuen viele. Die Krim-Hotels gehen drastisch mit den Zimmerpreisen runter, Obsthändler bieten ein Kilo Erdbeeren für einen Franken an. Aber der Auslastung hilft auch das bisher kaum.

Ohnehin haben sich mit den Sanktionen die Ferienalternativen für Russen verringert. Flüge in den Westen, nach Italien etwa, Spanien oder Griechenland, sind nur über Umwege möglich; bleibt als begehrtestes Ziel die Türkei. Dann kommt schon Russland. Allen voran das sonnige Schwarzmeergebiet Krasnodar, das nordwestliche Karelien, Sankt Petersburg – und das Moskauer Umland. Dort haben viele Hauptstädter ihre Datscha.