Wegen Unsicherheit durch CoronaUnternehmen streichen Dividenden – Aktionäre gehen leer aus
Viele Firmen werden angesichts des einbrechenden Geschäfts vorsichtig. Auch einige Aktienrückkäufe sind gestoppt.
Schweizer Unternehmen setzen in der Corona-Krise bei ihren Aktionären den Rotstift an und streichen Dividenden. Der Kioskbetreiber Valora und der Wäsche- und Outdoormarkenkonzern Calida wollen die jährlich übliche Auszahlung für das vergangene Jahr gleich ganz ausfallen lassen.
Sie haben massive Einbussen durch den Stillstand in vielen Teilen Europas. Betroffen sind auch Tourismusbetriebe wie die BVZ Holding, zu der die Matterhorn-Gotthard-Bahn, die Gornergrat-Bahn sowie ein Anteil am Glacier-Express gehören. Sie will ihre Dividende nicht ganz streichen, aber kürzen.
All das sind nur die jüngsten Beispiele von Firmen, die ihr Geld lieber zusammenhalten. Denn aktuell ist nicht absehbar, wie lange die Krise noch dauert. Zuvor hatten bereits zahlreiche Firmen aus dem Ausland angekündigt, auf die Ausschüttung zu verzichten – darunter der US-Autobauer Ford, H&M, Boeing und die Swiss-Mutter Lufthansa. (Lesen Sie auch: Pleite der Fluggesellschaften könnte vor der Tür stehen.)
Grosskonzerne im SMI halten bislang meist an Dividenden fest
In der Schweiz halten die meisten Grosskonzerne bislang jedoch an ihren Ausschüttungsplänen fest – wie eine in den vergangenen Tagen durchgeführte Umfrage unter den Firmen im Leitindex SMI ergeben hat. Lediglich die Luxusgüterfirmen Swatch und Richemont, die stark von der Krise betroffen sind, sind vorsichtig und wollen dazu erst mal keine Angaben machen.
Mit dem Stillstand in weiten Teilen der Welt durch die Corona-Krise bricht vielen Firmen fast über Nacht das Geschäft weg. Valora verzeichnet zum Teil deutliche Umsatzeinbussen – obwohl die meisten der Kioske noch offen haben. Das Unternehmen streicht nicht nur die Dividende, sondern stoppt vorerst alle Investitionen in Umbau und Expansion – auch in die geplanten neuen Kioske in den Bahnhöfen der SBB.
Zudem hat Valora mit den wichtigsten Vermietern eine Stundung der Mieten vereinbart und beantragt für einen Grossteil der Beschäftigten Kurzarbeit. Calida mit Marken wie Millet oder Lafuma will mit dem Dividendenverzicht die Rentabilität und Liquidität sichern.
Unternehmen sollen Aktionäre rechtzeitig informieren
Rein rechtlich können die Firmen die Dividende streichen – auch wenn sie eigentlich für das vergangene Jahr ist, das noch nicht von der Viruskrise beeinflusst war. Das gelte auch dann, wenn die Firmen den Aktionären in der Einladung zur Generalversammlung bereits eine Dividende in Aussicht gestellt haben, sagt Aktienrechtsexperte Peter Forstmoser von der Kanzlei Niederer Kraft Frey. Unternehmen seien aber gut beraten, ihre Aktionäre bei einer Anpassung der Dividende so rasch wie möglich zu informieren – etwa über die Website oder übers Handelsamtsblatt.
Voraussetzung für Kredithilfen des Bundes ist, dass Firmen keine Boni oder Dividenden auszahlen, wie die Finanzdelegation festgelegt hat.
Besonders betroffen sind jene Firmen, die im Zuge der Corona-Krise Kredithilfen des Bundes in Anspruch nehmen wollen. Denn Voraussetzung dafür ist, dass sie keine Boni oder Dividenden auszahlen, wie die Finanzdelegation festgelegt hat.
Banken und Versicherungen haben Aktienrückkäufe gestoppt
Auch Banken und Versicherungen haben reagiert und ihre laufenden Aktienrückkaufprogramme erst mal ausgesetzt. Damit kommen sie einer Empfehlung der Finanzmarktaufsicht Finma nach, bei der Ausschüttungspolitik umsichtig vorzugehen.
Die Grossbanken UBS und Credit Suisse kaufen bereits seit Mitte März keine eigenen Papiere mehr zurück. Auch die Swiss Life hat ihren Aktienrückkauf ausgesetzt. Eine Kürzung oder Streichung der Dividende plant der Lebensversicherer nicht – ähnlich wie viele andere grosse Finanzinstitute bislang.
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