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Absenzen am Arbeitsplatz
Arbeitnehmende melden sich weniger krank

Reportage in der Stadt Spital Triemli in Zürich am 28. November 2018. Gestellte Aufnahmen. Patient aufnähme der Notaufnahmen (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Im letzten Jahr fehlten Arbeitnehmende im Durchschnitt 7,6 Tage wegen Krankheit an ihrem Arbeitsplatz, wie neuste Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Das ist deutlich weniger als 2022, als die Schweiz so viele gesundheitsbedingte Ausfalltage verzeichnete wie nie zuvor – im Durchschnitt fehlten Arbeitnehmende damals fast zwei Arbeitswochen. 

Bei den Männern gingen die Absenzen um knapp 20 Prozent, bei den Frauen um 14 Prozent zurück. 

«Der starke Anstieg 2022 war ein einmaliges Ereignis. Die Menschen waren nach der Pandemie anfälliger zum Beispiel für die gewöhnliche Grippe», sagt Stefan Felder, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Basel. Es sei ein gutes Zeichen, dass auch die Absenzen bei den 15- bis 24-Jährigen deutlich zurückgegangen seien. 

«Ich bin nicht überrascht. Es war zu erwarten, dass die hohen Absenzenzahlen von 2022 runterkommen. Corona hat sich stabilisiert, das Virus hat an Kraft verloren», sagt der Gesundheitsökonom Willy Oggier.

Der Rückgang betraf alle Altersklassen, auch die 15- bis 24-Jährigen, die 2022 den weitaus stärksten Anstieg zu verzeichnen hatten. Allerdings lagen die krankheitsbedingten Ausfälle 2023 noch immer deutlich über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie. 

Das hat gemäss Oggier vor allem zwei Gründe. Zum einen führte Long Covid zu längeren Absenzen, zum andern schlug die Pandemie auf die Psyche. «Vor allem jüngere Menschen haben seither mehr psychische Probleme, das sieht man auch an den Fallzahlen in den Ambulanzen der Psychiatriekliniken.» 

Dazu kommt gemäss Oggier die Alterung der Gesellschaft. «Ältere Arbeitnehmende haben oft mehr chronische Erkrankungen und sind anfälliger», sagt er. Die steigende Zahl der über 60-Jährigen im Arbeitsmarkt habe deshalb ebenfalls einen Effekt auf die Absenzen.

Auch die günstige Arbeitsmarktlage könnte einen Einfluss haben. «Das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden hat sich mit dem Fachkräftemangel verschoben», sagt Stefan Felder. So würden manche Arbeitgeber ein Arztzeugnis auch noch nach sieben oder acht Tagen akzeptieren. 

Trotz der insgesamt günstigen Entwicklung, den die BFS-Daten belegen, bereitet ein Thema den Experten weiterhin Sorgen: die Entwicklung bei den psychischen Erkrankungen. 

Der Krankenversicherer Swica, einer der grössten Anbieter von Taggeldversicherungen in der Schweiz, registriert bei seinen Firmenkunden zwar einen Rückgang der kurzen Absenzen. Die Langzeitabsenzen, bei denen Arbeitnehmende mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre ausfallen, nahmen 2023 und im ersten Halbjahr 2024 zwar nur leicht zu, aber die Dauer der Absenzen wächst nach wie vor.

Das liege vor allem an den Fällen mit psychischen und psychosomatischen Diagnosen, sagt Mediensprecher Oliver Steimann. «Die durchschnittlichen Fallkosten in der Taggeldversicherung sind deshalb 2023 und im ersten Halbjahr 2024 weiter gestiegen», so Steimann.

«Es bleibt zu hoffen, dass neue Massnahmen der Psychiatrie und Rehabilitation Linderung bringen», sagt Willy Oggier.