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Neue Love-Life-Kampagne
Ready for Sex? Eine Kampagne ohne Provokation

Die neuen Plakate fotografiert kurz vor einer Medienkonferenz zur neuen Love Life Kampagne des BAG zum Schutz vor sexuell uebertragbaren Infektionen, am Donnerstag, 25. April 2024, im Medienzentrum Bundeshaus, in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
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Vor einigen Jahren landete die Safer-Sex-Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sogar beim Bundesgericht. Im Parlament gab es 2014 Vorstösse, die den Abbruch der «pornografischen BAG-Kampagne forderten». Die neuste Love-Life-Kampagne dürfte weit weniger Aufregung verursachen. Sie verzichtet auf freizügige Bilder und will in erster Linie informieren. Nämlich darüber, dass neben HIV auch zahlreiche andere Krankheitserreger sexuell übertragen werden: Hepatitis B und C, Syphilis, Gonorrhoe (Tripper) oder Chlamydien.

Deshalb steht bei der neusten Präventionskampagne auch nicht mehr die Benutzung von Kondomen im Vordergrund, wie das bei früheren Safer-Sex-Kampagnen der Fall war. Kondome schützen zwar zuverlässig vor dem HI-Virus, aber ungenügend vor anderen viralen und bakteriellen Infektionen.

Wenig Wissen über Syphilis und Chlamydien

Im Kampf gegen die Verbreitung von HIV hat die Schweiz beachtliche Erfolge erzielt. Der Informationsstand in der Bevölkerung ist dank jahrelanger Aufklärung gemäss einer BAG-Umfrage hoch. 2022 wurden noch 371 HIV-Neuansteckungen verzeichnet. Mitte der 80er-Jahre waren es über 3000. Auch Infektionen mit Hepatitis B und C sind seit 2000 rückläufig, liegen aber immer noch bei je rund 1000 Fällen pro Jahr.

Bei Syphillis und Chlamydien wird hingegen seit Jahren eine Zunahme der Ansteckungen registriert. Chlamydien-Infektionen sind mit 13’000 Fällen pro Jahr die am häufigsten diagnostizierten sexuell übertragbaren Infektionen bakterieller Herkunft. Der Anstieg der letzten Jahre ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich immer mehr Menschen testen lassen, wie Barbara Jakopp, Oberärztin Infektiologie Kantonsspital Aarau, vor den Medien sagte. Es sei aber davon auszugehen, dass die Infektionszahlen stabil blieben.

Doch für Reduktion braucht es vor allem mehr Information. Denn weniger als die Hälfte der Befragten konnte Krankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe oder Chlamydien nennen. Ebenso wenig ist bekannt, dass Kondome gegen die Übertragung deutlich weniger gut schützen als gegen HIV.

PreP ab Mitte Jahr kassenpflichtig

Bei den viralen Infektionen HIV sowie Hepatitis B und C will das BAG die Zahl der Neuansteckungen bis 2030 auf null bringen. Bei HIV befinde man sich «auf der letzten Meile», wobei es für das Erreichen des Null-Ziels einen beträchtlichen Effort brauche, sagt Parham Sendi, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten im BAG. Ein Mittel ist die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PreP) für Personen mit erhöhtem Risiko. Die PreP-Pillen werden ab 1. Juli unter bestimmten Bedingungen von der obligatorischen Krankenversicherung bezahlt. Die Kassenpflicht ist vorerst bis Ende 2026 befristet, danach erfolgt eine Evaluation.

Empfohlen wird PreP für cisgender und transgender Männer, die Sex mit Männern haben, sowie transgender Frauen, die Sex mit Männern haben. Dazu kommen weitere Voraussetzungen, etwa dass die Betreffenden keine Kondome benutzen oder schon einmal eine andere sexuell übertragbare Krankheit hatten.

Online-Check für Safer Sex

Die neueste Love-Life-Kampagne propagiert den Safer-Sex-Check. Auf lovelife.ch kann das individuelle Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten ermittelt werden. Die Bevölkerung soll über die Symptome der verschiedenen Krankheiten informiert und zu den spezifischen Tests und allfälligen Behandlungen motiviert werden. Ziel ist es, vor dem ersten sexuellen Kontakt diesen Check zu machen. «Erst danach ist man ready für Sex», sagte BAG-Direktorin Anne Levy am Donnerstag bei der Präsentation.

Die neue Love-Life-Kampagne kostet 1,2 Millionen Franken, die der Bund bezahlt. Anders als frühere Kampagnen dürften die Plakate und Videos kaum zu Kontroversen führen, wie dies bei einigen früheren der Fall war. Die Kampagne von 2014 zeigte hetero- und homosexuelle Paare bei sexuellen Handlungen. Dies führte zu Beschwerden und parlamentarischen Interventionen aus Kreisen der SVP und der EDU. Eltern versuchten mit Verweis auf ihre Kinder die Kampagne zu stoppen und zogen mit einer Beschwerde bis vor Bundesgericht.

Das Gericht in Lausanne wies die Beschwerde 2019 jedoch ab. Zwar seien «Paare in verschiedenen intimen (sexuellen) Situationen» gezeigt worden. Doch erkannte das Gericht keinen pornografischen Charakter, zudem sei keine vulgäre sexuelle Sprache verwendet worden.

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Stop Aids Love Life Kampagne 2014
Love Life 2014 Stop Aids