Nach den Corona-LockerungenDas sind die ersten Veranstaltungen mit Publikum in der Region
Nach langen Monaten des Lockdown können Kulturbetriebe wieder Events durchführen. Einige legen gleich los, andere lassen sich noch Zeit. Ein Überblick.
Langsam hält wieder Leben Einzug hinter den Toren und Vorhängen der Kulturbetriebe in den Bezirken Horgen und Meilen. Nachdem der Bundesrat die Corona-Massnahmen so gelockert hat, dass Veranstaltungen vor Publikum – wenn auch in kleinem Rahmen – stattfinden können, büscheln Theater, Kinos und Co. ihre Programme.
Die Stimmung unter den regionalen Kulturschaffenden ist dabei ambivalent, schwankt zwischen vorsichtigem Optimismus und existenziellen Zweifeln. Dementsprechend unterschiedlich planen die Kulturbetriebe ihre Kalender.
Theater, Kabaretts, Lesungen
Schlag auf Schlag geht es im Theater Ticino in Wädenswil. Bereits am Mittwoch, 21. April, steht Slam-Poetin Lara Stoll auf der Bühne, die Vorstellung ist jedoch schon ausverkauft. Tickets hingegen hat es noch für das Erzähltheater-Kabarett «Kolumbus und die Schmetterlinge» von Ferruccio Cainero am 22. und 23. April. Und eine Woche später folgt an mehreren Tagen hintereinander das literarisch-musikalische Stück «Hätte Hätte Fahrradkette» von und mit Schauspielerin Mona Petri.
Der Kulturtreff Erlenbach widmet sich derweil einer Schweizer Schriftstellergrösse: Martin Suter. Die beiden Bündner Schauspieler Nikolaus Schmid und René Schnoz nehmen am Freitag, 23. April, im Saal des Erlibacherhofs mit ihrem Programm «Business Class» einen kritischen Blick auf die Schweizer Wirtschaftselite. Dies mithilfe ausgewählter Texte von Suter. Tickets gibt es im Gemeindehaus oder an der Abendkasse.
Ebenfalls die Lachmuskeln forcieren soll ein Einpersonenstück im Turbine-Theater in Langnau. Vom 6. bis 30. Mai wird gleich neunmal die Komödie «Allein in der Sauna», in welcher ein Saunabesuch von Schauspieler Peter Niklaus Steiner zur Offenbarung wird, aufgeführt. Dafür im Theater Platz nehmen können maximal 30 Zuschauer. Es sei ein wichtiges Zeichen, dass das Theater die Zuschauer bald wieder live begeistern könne und somit wieder ein Stück Normalität einkehre, sagt Betriebsleiter Dominik Zemp. Es scheint, als sehen das die Zuschauer ähnlich: Der Vorverkauf läuft seit Sonntag, und bereits ist rund die Hälfte der Tickets weg.
Am 30. April gibt Schriftsteller Franz Hohler mit einer Lesung dem Kulturkarussell im Rössli Stäfa die Ehre. Die Lesung soll eventuell gar auf zwei Abende verteilt werden, das zweite Datum ist noch offen. Derzeit gibt es keine Tickets mehr zu erwerben, doch der Veranstalter schreibt auf der Website: «Gegebenenfalls werden zu einem späteren Zeitpunkt weitere Plätze freigegeben.»
Konzerte
Auch Musik erklingt wieder vor Livepublikum – so beispielsweise in der Kulturschiene in Herrliberg. Zwar seien die Corona-Massnahmen aufwendig und die Moral aufgrund der Finanzen schwankend, sagt Marielen Uster von der Kulturschiene. Dennoch freue man sich auf die Wiedereröffnung, geplant auf den Sonntag, 25. April. Dann geht ein musikalischer Essay zu Fritz Kreisler über die Bühne. Der österreich-amerikanische Violinist und Komponist erlangte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Weltruhm und galt als «Der Klangzauberer» oder «König der Geiger».
Gleich zu einem Doppelkonzert kommt es im Theater Ticino: Am Samstag, 24. April, treten der Perkussionist Christian Wolfarth sowie die Sängerin und Multiinstrumentalistin Andrina Bollinger auf.
Funkig wird es indessen am 7. Mai im Rössli Stäfa, wenn die Schweizer Band Grand Mother’s Funck für Stimmung sorgt.
Etwas länger dauert es noch, bis wieder Neuguet-Konzerte in Wädenswil stattfinden. Am 6. Juni sollen im Heubühnen-Saal Marie Spaemann und Christian Bakanic aus Wien mit Akkordeon, Cello und der eigenen Stimme auftreten und unter anderem ihr Debütalbum «Metamorphosis» präsentieren.
Geduld braucht auch, wer Konzerte im Atelier Klang und Raum in Uetikon besuchen will. Die Konzertreihe Altchemie-live hat bereits digital begonnen, aufgrund der Verfügbarkeiten der Künstler bleibt der Mai noch ohne Anlass vor Ort. Los gehts darum erst im Juni – dann aber gleich mit drei Konzerten vor Publikum innert drei Tagen, sozusagen einem «Mini-Festival», sagt Kathrin Brunner von Altchemie-live. Der Startschuss fällt am 4. Juni mit «A Spanish Flair», bei welchem Werke von Joaquin Turina und Manuel de Falla gezeigt werden. Tags darauf nimmt sich der Pianist und Komponist Stefan Wirth Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 9 vor. Und am 6. Juni steht Frankreich im Fokus: Das Trio Du Théâtre spielt unter dem Titel «Danse macabre» Werke von Debussy, Saint-Saëns und Schostakowitsch.
In der Kulturschachtle Adliswil geht es am Samstag 8. Mai nach der Corona-Auszeit musikalisch in das Kulturleben zurück. Chansonnière und Comédienne Dodo Hug gibt zusammen mit anderen Musikern ein Konzert. Am 2. Juli treten dann singend, musizierend und Räder schlagend die Nachfahren des grossen Clowns Dimitri auf der Bühne der Kulturschachtle auf.
Filmvorführungen
«Film ab» heisst es endlich auch wieder in den Lichtspielhäusern. Das Kino Wildenmann in Männedorf will ab Freitag, 30. April, jeweils für Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend öffnen sowie gelegentlich am Samstagnachmittag einen Kinderfilm zeigen. Die Bar bleibe geschlossen, ein rentabler Betrieb sei so nicht möglich, sagt Geschäftsführerin Denise Abderhalden. «Wir möchten aber öffnen, um unseren Besuchern endlich wieder schöne Kinomomente zu ermöglichen.» Noch sei nicht bestimmt, was aufgeführt werde. Man gehe davon aus, dass Filme, die ursprünglich für Dezember geplant waren, ins Programm aufgenommen werden, darunter der US-Thriller «Greta» oder die britisch-deutsche Tragikomödie «Love Sarah».
Man muss jedoch nicht ins Kino gehen, um einer Filmvorführung beizuwohnen. So versucht der Kulturraum Thalwil, voraussichtlich im Mai den Film «Zürcher Tagebuch» von Stefan Haupt zu zeigen. Für den Gastspielort sei es aktuell nicht sinnvoll, Bands oder Theater auftreten zu lassen, sagt Geschäftsleiter Jan von Rennenkampff. Insbesondere deswegen, weil die Bar geschlossen sei und dadurch die Leute nach einer Aufführung nicht auf Tuchfühlung mit den Künstlern gehen könnten. «Was den Kulturraum ausmacht, ist nun mal die Nähe zu den Künstlern.»
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