Coup gegen Kanada«Das grösste Geschenk, das wir Ambühl machen konnten»
Die Schweizer feiern den 120. WM-Auftritt des Davosers – ein Weltrekord – mit einem 6:3 über Kanada. Nun ist sogar der Gruppensieg in Griffweite.
Zu viel Ablenkung ist nicht gut vor einem Spiel. Doch diesmal machte Patrick Fischer eine Ausnahme. «Wir wollten Andres Ambühl unbedingt vor dem Match ehren», sagte er. «Wir dachten: Wenn es schlecht läuft und wir verlieren, ist danach gedämpfte Stimmung. Das wollten wir auf keinen Fall.»
Also wurde der 38-Jährige am Tag seines WM-Rekordspiels zur Mittagszeit im Hotel reich beschenkt von seinen Teamkollegen, von den Coachs, von der Verbandsspitze. «Für ihn war das fast zu viel Spotlight», sagte Fischer schmunzelnd. «Aber einen solch unglaublichen Rekord muss man feiern.» Dann fuhr das Team zur Eishalle und schlug Kanada 6:3.
«Dieser Sieg war das grösste Geschenk, das wir ihm machen konnten», sagte Timo Meier mit einem breiten Strahlen. «Darum hatten wir auch so viel Energie. Weil uns Büeli so sehr am Herzen liegt, wir ihn extrem schätzen. Wir alle wissen, was er fürs Schweizer Eishockey gemacht hat über eine solch lange Zeit. Er war ein Idol für viele junge Spieler, auch für mich. Und er ist immer noch ein Riesenleader in dieser Mannschaft.»
NHL-Hüne Meier hatte wohl sogar etwas zu viel Energie. Mit einem Bandencheck versetzte er seine Kollegen bereits in der Startphase für fünf Minuten in Unterzahl. «Diese Strafe darf nicht passieren», gab er sich selbstkritisch. «Es war unglücklich. Ich versuchte nicht einmal richtig, den Kanadier zu checken, er fällt blöd um. Aber die Jungs haben dann einen super Job im Boxplay gemacht.»
Die Kanadier versuchten von Beginn weg, die Schweizer mit hartem Körperspiel einzuschüchtern, doch diese hielten auch physisch dagegen. Es entwickelte sich eine wilde Partie mit viel Härte, Tempo und Toren. Die Kanadier gingen bis zur ersten Pause dreimal in Führung, doch die Schweizer glichen durch Fora (13.), Kukan (16.) und Siegenthaler (20.) dreimal aus.
So konnte es nicht weitergehen – und so ging es auch nicht weiter. Nachdem Hischier (27.) die Schweizer mit dem zweiten Powerplay-Tor zum 4:3 erstmals in Führung gebracht hatte, kontrollierten sie das Spiel relativ gut. Ab dem Mittelabschnitt liessen sie nur noch 13 kanadische Torschüsse zu. Und Suter (44.) und Meier (59., ins leere Tor) stellten noch auf 6:3.
WM-Siege über Kanada sind für die Schweizer jüngst gar nicht mehr so ungewöhnlich. Seit Stockholm 2013 haben sie sie auf dieser Bühne nun in vier von sechs Duellen geschlagen. Und nach diesem Erfolg winkt ihnen, die als einziges Team noch keinen Punkt abgegeben haben, sogar der Gruppensieg.
Sie spielen noch gegen Frankreich (am Sonntag, 19.20 Uhr) und Deutschland (am Dienstag, 11.20 Uhr). Holen sie gegen die Franzosen drei Punkte, könnten sie gegen die Deutschen sogar mit zwei Toren Differenz verlieren und würden die Gruppenphase trotzdem auf Rang 1 abschliessen – sofern die Kanadier wie erwartet Dänemark und Frankreich schlagen.
Und Ambühl? Der wurde vor dem Spiel auch auf dem Eis geehrt, vom neuen Weltverbandspräsidenten Luc Tardif. Dazu wurden auf dem Videowürfel Sequenzen aus seiner WM-Karriere abgespielt. «Die Ehrung war cool, aber ich freute mich dann auch, als das Spiel losging und ich nicht mehr im Mittelpunkt stand», sagte Ambühl in seiner unverwechselbaren Art.
«Der Tag ist ziemlich perfekt gewesen», resümierte der Davoser. «Es war eine grosse Teamleistung gegen die Kanadier. Egal, ob wir in Rückstand lagen oder vorne, wir liefen einfach weiter.» So liesse sich in etwa auch Ambühls Rekordkarriere beschreiben.
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