Änderung bei AltersvorsorgeBei Postfinance gibt es in der Säule 3a nur noch teurere Fonds
Die Posttochter verlangt von ihrer Kundschaft, von günstigen passiven 3a-Fonds zu aktiv gemanagten Fonds zu wechseln. Das nehmen nicht alle hin.
«Ich bin sehr skeptisch und frage mich, ob das überhaupt legal ist», erzählt ein Postfinance-Kunde. Mitte April informierte ihn Postfinance in einem Brief über die «Neuausrichtung des Vorsorgefonds-Angebots». Diese klingt vielversprechend: Spezialistinnen und Spezialisten würden zusätzliche Möglichkeiten ausloten, «um eine höhere Rendite zu erzielen».
Der entscheidende Hinweis folgt in einer Klammerbemerkung: «Umstellung auf aktives Fondsmanagement». Und schliesslich erwähnt Postfinance auch noch die Preiserhöhung «auf eine Ziel-TER von 1,12 bis 1,27 Prozent». Bisher lag sie zwischen 0,88 und 1,01 Prozent. TER steht für Total Expense Ratio – das sind die jährlich verrechneten Gebühren in Prozent des verwalteten Vermögens. Was die TER alles beinhaltet, kann variieren.
Was Postfinance verschweigt
Die Umstellung ist gewiss legal. Was Postfinance ihren Kundinnen und Kunden aber verschweigt: Eine Vielzahl von Untersuchungen zeigt, dass bei aktiv gemanagten Fonds nicht nur höhere Gebühren anfallen als bei passiven Fonds, sondern dass sie meist auch weniger Börsengewinne erwirtschaften. Stattdessen schreibt Postfinance von «stets optimalen Lösungen» und «attraktivem» Angebot.
Der Unterschied: Passive Fonds bilden einfach den Kursverlauf einer bestimmten Auswahl von Wertschriften ab. Oft orientieren sich passive Fonds dabei an Aktienindizes wie beispielsweise dem Swiss Performance Index. Hier werden keine Fachleute benötigt, die Anlageentscheide fällen. Deshalb sind passive Fonds in aller Regel deutlich günstiger.
Aktiv gemanagte Fonds werden hingegen von Spezialistinnen und Spezialisten betreut. Es kommt zwar vereinzelt vor, dass es ihnen gelingt, einen passiven Indexfonds bei der Wertentwicklung zu übertreffen. Doch je länger die Anlagedauer, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der aktive Fonds bei der Performance mithalten kann.
Erreicht der aktive Fonds die Index-Performance nicht, fällt die Rendite aufgrund der höheren Gebühren deutlich schlechter aus.
Neben der Frage der Fondsauswahl entzündet sich auch Kritik an der Frist, die zu kurz angesetzt ist. Die Neuausrichtung des Säule-3a-Angebots von Postfinance erfolgt per 16. Mai. Die Kundinnen und Kunden haben also seit Erhalt des Schreibens Mitte April für das Prüfen von Konkurrenzofferten und einen allfälligen Wechsel einen Monat Zeit. Wer nichts unternimmt, erhält automatisch ein aktiv verwaltetes Finanzprodukt.
Auf die Frage, welche Vorteile die Neuausrichtung für die Kundschaft hat, antwortet Philipp Merkt, Chief Investment Officer bei Postfinance: «Passiv verwaltete Fonds können sich immer nur so gut entwickeln wie der Index, auf dem sie basieren.» Bei einem aktiven Fonds sei es durch die Auswahl möglich, eine höhere Rendite zu erzielen als der Markt.
Dass diese Möglichkeit besteht, ist zwar korrekt, aber wenn der aktive Fonds die Index-Performance nicht erreicht, fällt die Rendite aufgrund der höheren Gebühren deutlich schlechter aus. Und das ist leider die Regel. Merkt verweist auf weitere Vorteile wie eine flexiblere Berücksichtigung von nachhaltigen Produkten oder eine Anpassung an das sich verändernde Zinsumfeld.
Kunde wechselt zu anderem Anbieter
Den eingangs erwähnten Kunde ist verärgert, da er sich bewusst für ein passives Indexprodukt entschieden hat. Nach seiner Einschätzung bewegt sich der Markt in eine andere Richtung als Postfinance. Er nennt jüngere digitale Anbieter, die verstärkt auf passive Produkte setzen – tatsächlich konnten diese in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf verzeichnen.
Nach Zinssenkungen und Gebührenaufschlägen hat der zitierte Kunde nun genug von Postfinance: «Ich werde zuerst mit der Säule 3a und anschliessend mit dem Rest zu anderen Finanzdienstleistern wechseln.»
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