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Tragischer Unfall am «Rust»-Filmset
Alec Baldwin erschiesst aus Versehen Kamerafrau

Alec Baldwin telefoniert auf dem Parkplatz der Polizei nach der Vernehmung. (21. Oktober 2021)
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Was ist passiert?

US-Schauspieler Alec Baldwin hatte die Kamerafrau Halyna Hutchins am Donnerstag während den Filmarbeiten des Western «Rust» im US-Bundesstaat New Mexico offenbar versehentlich erschossen, als er eine Requisitenwaffe abfeuerte. Baldwin habe nicht davon gewusst, dass die Waffe mit scharfer Munition geladen war.

Das Branchenblatt «The Hollywood Reporter» zitierte einen Sprecher der «Rust»-Produktionsfirma, wonach es sich um einen Unfall gehandelt habe. Die Waffe, die am Set verwendet wurde, hätte demnach mit Platzpatronen geladen sein sollen. Das Filmteam sei «von der heutigen Tragödie absolut erschüttert». Die Polizei durchsuchte das Filmset.

Baldwin ist als Ko-Produzent und Hauptdarsteller an den Dreharbeiten für «Rust» beteiligt. In dem Western verkörpert er Harland Rust, einen Gesetzlosen, der mit seinem wegen Mordes zum Tode verurteilten jugendlichen Enkel vor dem Gesetz flieht. Eigentlich hätte der Dreh ausserhalb von Santa Fe noch bis in den November dauern sollen.

Der 63-Jährige ist unter anderem für seine Hauptrolle in dem Film «Jagd auf Roter Oktober» und Auftritte in der Filmreihe «Mission: Impossible» bekannt. Während der Amtszeit von Donald Trump imitierte er den mittlerweile Ex-US-Präsidenten regelmässig in der Sendung «Saturday Night Live».

Wer sind die Opfer?

Bei der Toten handelt es um die Kamerafrau Halyna Hutchins. Baldwin feuerte die Waffe und traf Hutchins in die Brust. Per Notruf wurde die Polizei zum Set gerufen. Die 42-Jährige wurde mit einem Helikopter in ein Spital geflogen, erlag aber ihren Verletzungen.

Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins wurde bei dem Unfall tödlich verletzt.

Filmfans und Filmemacher äusserten sich entsetzt über den Tod der Kamerafrau. Der Schauspieler Elijah Wood, der mit Hutchins für den Thriller «Archenemy» zusammengearbeitet hatte, sprach von «entsetzlichen» Nachrichten.

Die aus der Ukraine stammende Hutchins war 2019 vom Branchenmagazin «American Cinematographer» als eines der aufstrebenden Nachwuchstalente an der Kamera ausgewählt worden. Das ukrainische Aussenministerium teilte mit, sein Konsulat in San Francisco kooperiere mit den US-Behörden und sei im Gespräch mit Hutchins› Angehörigen.

Auch Regisseur Joel Souza erlitt beim Vorfall eine Schulterverletzung. Der 48-jährige Souza wurde in einem Krankenhaus behandelt, konnte die Klinik aber später wieder verlassen.

Was sagt Alec Baldwin zum Unfall?

Wie die News-Plattform «Showbiz 411» berichtet, wurde Baldwin selbst sofort ins Spital gebracht, ohne das Schicksal der Opfer zu kennen. «Er hatte keine Ahnung, wie schwer sie verletzt sind oder dass Halyna tot war», wird ein Augenzeuge zitiert.

Dem Bericht zufolge stand Schauspieler Baldwin nach der Schussabgabe unter Schock. «Wieso hat man mir eine Waffe mit echter Munition gegeben?», habe er immer wieder gefragt. «In all den Jahren hat man mir nie eine scharfe Waffe gegeben.»

Die Zeitung «Santa Fe New Mexican» veröffentlichte Bilder eines schockiert wirkenden Baldwin auf dem Parkplatz des Sheriffs. Die Zeitung berichtete, ihr Reporter habe den Schauspieler in Tränen aufgelöst gesehen.

Alec Baldwin auf dem Parkplatz des Sheriffs. (21. Oktober 2021)

Am Freitag hat sich der Schauspieler auf Social Media zum Unfall geäussert. «Keine Worte können meinen Schock und meine Trauer angesichts des tragischen Unfalls zum Ausdruck bringen, der das Leben von Halyna Hutchins genommen hat», schreibt Baldwin auf Twitter. «Es bricht mir das Herz für ihren Mann, ihren Sohn, und alle, die Halyna gekannt und geliebt haben.» Baldwin sicherte den Ermittlungsbehörden seine umfassende Kooperation zu.

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Wie konnte das passieren?

Das Filmteam probte eine Szene, für die ein Regieassistent Baldwin die Requisitenwaffe übergab, wie die Zeitung «Santa Fe New Mexican» berichtete. Er habe ihm dabei zugerufen, dass die Waffe keine scharfe Munition enthalte. Der Assistent habe nicht gewusst, dass die Waffe geladen war, wie es in der eidesstattlichen Erklärung heisst.

Das Unterhaltungsmagazin «Deadline» berichtete bereits, dass «ein Hauptdarsteller» des Films während der Proben den Hahn der Waffe gespannt habe, ohne zu wissen, dass sie scharfe Munition enthielt. Ein Sprecher der Produktionsfirma bestätigte, dass es einen «Unfall» gegeben habe, «bei dem versehentlich ein Schreckschussrevolver abgefeuert wurde».

Laut einem Bericht der «Los Angeles Times» hatte es wenige Stunden vor dem tödlichen Unfall Spannungen am Set gegeben. Sechs Mitglieder des Filmteams verliessen demnach aus Ärger über die Arbeitsbedingungen die Dreharbeiten. Dem Bericht zufolge hatte auch Hutchins bessere Sicherheitsmassnahmen gefordert.

Die Regeln für den Gebrauch von Requisitenwaffen an Drehorten sind üblicherweise sehr streng. Trotzdem gab es auch in der Vergangenheit schon tragische Unfälle. Der bekannteste dieser Fälle ist der Tod des Schauspielers Brandon Lee im Jahr 1993 (siehe weiter unten).

Welche Folgen hat der Unfall?

Die Filmproduktionsfirma stoppte den Dreh zu dem Western, bei dem auch Baldwin selbst als Produzent agierte. «Die gesamte Besetzung und die Crew sind von der heutigen Tragödie zutiefst erschüttert», teilte die Produktionsfirma laut US-Medien am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. «Wir haben die Dreharbeiten auf unbestimmte Zeit unterbrochen und kooperieren voll und ganz mit der Polizei von Santa Fe und deren Ermittlungen», hiess es weiter. Die Produktionsfirma sprach Hutchins› Angehörigen ihr Beileid aus und versprach dem gesamten Team Unterstützung, um «dieses schreckliche Ereignis zu verarbeiten».

Der Schauspieler wurde von der Polizei befragt. «Er hat Erklärungen abgegeben und die Fragen (der Ermittler) beantwortet», sagte der Sprecher des Sheriffs von Santa Fe, Juan Rios. «Er kam freiwillig und verliess das Gebäude, nachdem er seine Befragung beendet hatte. Es wurde keine Anklage erhoben und es gab keine Festnahmen.»

Alec Baldwin ist als Ko-Produzent und Hauptdarsteller in dem neuen Western beteiligt. (7. Oktober 2021)

Ermittler durchsuchten nach dem Vorfall das Filmset. Sie beschlagnahmten neben der Waffe und den Patronenhülsen auch die Kleidung, die Baldwin zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte.

Ein Polizeisprecher sagt, die Ermittlungen dauerten noch an. Es müsse geklärt werden, welche Art von Patrone abgefeuert wurde. Man sei dabei, Zeugen zu vernehmen, um Klarheit über die Hintergründe des Zwischenfalls zu bekommen. Strafrechtliche Vorwürfe wurden nach Angaben der Polizei bislang nicht erhoben.

Der deutsche Waffenexperte Lars Winkelsdorf forderte nach dem Vorfall ein Umdenken in Hollywood. «Der Umgang mit Waffen, wie er in Filmen gezeigt wird, ist nicht nur unrealistisch, er ist tatsächlich gefährlich fahrlässig, und die Unfallrisiken bei solchen Dreharbeiten sind exzessiv hoch», sagte der Journalist und Dozent für Waffensachkunde am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Dass hier nicht bereits in der Vergangenheit Sicherheitsmassnahmen etabliert wurden durch die Filmproduktionen, halte ich für unverantwortlich, und Hollywood wird hier umdenken müssen.» Massnahmen könnten beispielsweise Schutzwesten, Helme oder der bewusste Verzicht auf bestimmte Kamera-Einstellungen und Perspektiven sein.

Erinnerungen an den Fall Brandon Lee

Der Vorfall erinnert an ein ähnliches Ereignis im Jahr 1993: Damals starb der Schauspieler Brandon Lee, Sohn des Kampfsportstars Bruce Lee, am Set des Films «The Crow» durch einen Bauchschuss.

Die Autopsie ergab, dass Lee von einer Kugel scharfer Munition getroffen worden war, die im Lauf der Waffe stecken geblieben war und sich durch die Detonation einer Platzpatrone gelöst hatte. Der mit den Ermittlungen beauftragte Staatsanwalt entscheid später, dass das Unglück aus Fahrlässigkeit passiert sei.

Brandon Lee wurde 1993 am Set eines Films durch einen Bauchschuss tödlich verletzt. (Archivbild)

SDA/AFP/aru/roy