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Verband schlägt Alarm
20’000 Industrie-Jobs sind in Gefahr

Die Maschinenbauindustrie ist vom Nachfragerückgang durch die Krise stark betroffen: Ein Mitarbeiter bearbeitet einen wichtigen Auftrag für den Eisenbahnsektor der Firma Tenconi in Airolo. (14. April 2020).
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Hans Hess findet deutliche Worte: Ein Personalabbau in der von der Krise gebeutelten Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sei «unumgänglich», sagte der Präsident des mächtigen Industrieverbandes Swissmem
am Dienstag gegenüber den Medien.

Dagegen helfe auch die aktuell von vielen Firmen in Anspruch genommene Kurzarbeit nicht. «Das ist kurzfristig sinnvoll, aber wird nicht als Wunderwaffe zu verstehen sein.» Denn die Aufträge seien während der Corona-Krise nach einem ohnehin bereits schwierigen Jahr 2019 nochmals deutlich eingebrochen.

«Es wird Firmen geben, die keine Perspektive haben für dieses Jahr und auch für nächstes Jahr nicht.»

Hans Hess, Präsident von Swissmem

Und von einer raschen Erholung geht der Verband nicht aus. «Es wird Firmen geben, die keine Perspektive haben für dieses Jahr und auch für nächstes Jahr nicht», sagt Hess. «Diese Firmen werden nicht darum herumkommen, ihren Personalbestand an das zukünftig zu erwartende Auftragsniveau anzupassen.»

Swissmem sagt voraus, der Rückgang der Nachfrage nach Maschinen, Elektronik und Metallteilen «made in Switzerland» würde ähnlich dramatisch sein wie nach der Finanzkrise 2008. Ebenso die Folgen für die Arbeitsplätze. Damals gingen in der Branche innerhalb von zwei Jahren 20’000 Jobs verloren. Sie kamen seither nicht wieder zurück. Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher sprach bezüglich der Zahl gefährdeter Arbeitsplätze von einer «Analogie» zu 2008.

Aktuell sind in den Betrieben der Branche – vom Grosskonzern bis zum kleinen oder mittelständischen Unternehmen – 325’000 Menschen beschäftigt. Wann genau es zum Personalabbau kommt, liess Hess offen.

Die Einschätzung des Verbands deckt sich mit den Daten, die das Bundesamt für Statistik für die Beschäftigungsaussichten in einzelnen Branchen erhebt. Sie ergeben eine besonders angespannte Lage in der Industrie und deuten auf einen Stellenabbau im laufenden zweiten Quartal hin. In den ersten drei Monaten war die Beschäftigung im Jahresvergleich noch gestiegen – in der Industrie ebenso wie insgesamt in der Schweiz.

Drei Viertel der Unternehmen verdienen zu wenig

Warum sich die Unternehmen zu drastischen Schritten gezwungen sehen, erklärt ein Blick auf die Ertragslage: Knapp drei Viertel der Betriebe erwarten für das laufende Jahr Verluste oder verdienen zu wenig, um ein gutes Auskommen zu haben. Das zeigt eine Umfrage von Swissmem.

Doch nicht alle Firmen haben erst seit der Corona-Krise Probleme: 43 Prozent der Unternehmen klagten bereits im Vorjahr über Verluste oder unbefriedigende Margen. Gründe dafür waren der starke Franken, der Schweizer Waren im Ausland weniger wettbewerbsfähig macht, die Handelskonflikte und die Krise in der Autobranche, die für viele Schweizer Firmen ein wichtiger Abnehmer ist.

Zu alledem kommt nun die Corona-Krise, welche die Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten wie Deutschland, Frankreich, Italien und den USA einbrechen liess. Das zeigt auch die jüngste Exportstatistik: Im April setzte sich der Rückgang fort. Die Maschinen-, Elektro- und Metallbranche ist hier keine Ausnahme. Insgesamt schrumpften die Schweizer Exporte im vergangenen Monat saisonbereinigt um knapp 12 Prozent – der höchste Rückgang seit Jahrzehnten.

Verband fordert Verlängerung der Bundeshilfen

Trotz der schwierigen Lage haben bis Ende April nur 37 Prozent der Mitgliederfirmen einen Corona-Hilfskredit beantragt, wie Hans Hess erklärt. Die Krise werde die Industrie wohl erst in den kommenden zwei Quartalen voll treffen.

Um den Firmen dann möglichst lang Zugang zu den Hilfen zu ermöglichen, fordert der Verband, dass sie noch bis zum Ende des Jahres um Kredite ersuchen können und die Kurzarbeit auf 18 Monate verlängert wird.