«Ich befürchtete Schlimmes»
Obwohl sein NLA-Debüt eine kleine Ewigkeit zurückliegt, erinnert sich Corsin Casutt noch sehr gut daran. Letzten Sommer hat sich der Bündner jedoch aus der höchsten Liga verabschiedet – nicht für immer, wie er hofft.

Sie haben einen Café crème bestellt. Was mögen Sie daran?Corsin Casutt: Es ist Gewohnheit, würde ich sagen. Ich trinke einen am Morgen in der Garderobe und einen nach dem Mittagessen.
Was ist Ihr Lieblingsgetränk? Fanta Mango.
Bleiben wir beim Kulinarischen: Was essen Sie gerne?Mein Favorit ist Fondue chinoise – nicht zuletzt wegen der Geselligkeit, der Gemütlichkeit.
Wie sieht es mit Kochen aus?Ich koche oft, eigentlich an jedem Abend, an dem ich kein Spiel habe. Meine Frau kommt jeweils später nach Hause, und so können wir dann bald einmal essen.
Haben Sie eine Spezialität?Nicht wirklich. Ich koche viel Gemüse. Meine Frau ist Vegetarierin.
Inwiefern achten Sie als Sportler auf die Ernährung?Am Abend vor einem Spiel esse ich sicher nicht gerade Käsefondue. Auch am Matchtag ernähre ich mich bewusst. Ansonsten verzichte ich auf nichts.
Gibt es sonst Einschränkungen?Nicht gross. Ich bin halt oft an drei Abenden, einen davon am Wochenende, weg – dann, wenn meine Frau Zeit hätte.
Apropos Zeit: Sie reisen gerne. Dieses Hobby dürfte sich aber nur schwer mit Ihrem Job vereinbaren lassen.Fünf, sechs Wochen am Stück zu verreisen, was ich gerne einmal würde, ist nicht möglich. Das Maximum sind drei, direkt nach dem Saisonende.
Was fasziniert Sie am Reisen?Die verschiedenen Kulturen kennen zu lernen, ein neues Land zu entdecken. Weit weg von zu Hause kann ich sehr gut herunterfahren, entspannen, mich erholen von den Strapazen des Alltags.
Wo waren Sie schon überall?In Tunesien, auf La Réunion, auf Kuba, in Kanada – wo wir zuerst Raphael Diaz in Montreal besuchten (Diaz und Casutt pflegen seit der gemeinsamen Zeit beim EV Zug eine gute Freundschaft; Red.) und danach drei Wochen mit dem Camper unterwegs waren.
Und wo hat es Ihnen bisher am besten gefallen?Auf Kuba. Das Land hat enorm viel zu bieten und die Menschen sind extrem freundlich und offen. Wir übernachteten auf unserer Rundreise mit dem Mietauto nie in Hotels, sondern stets in sogenannten Casas particulares, also bei Privaten, die ein Zimmer anbieten. So kommt man in direkten Kontakt mit den Einheimischen. Sie erzählen von sich, ihrem Leben, geben Reisetipps. Wir nahmen auch oft «Stöppler» mit – wodurch sich weitere interessante Begegnungen ergaben. Zugute kam uns dabei sicher, dass meine Frau Spanisch spricht.
Was ist das nächste Reiseziel?Patagonien steht sehr weit oben auf der Wunschliste. Wir entscheiden aber jeweils ziemlich spontan. Früh buchen ist ja gar nicht möglich, weil man nie weiss, wann die Saison endet. Dieses Jahr hoffentlich sehr, sehr spät.
Welchen sportlichen Grossanlass haben Sie als ersten bewusst wahrgenommen?Ich erinnere mich an die Skirennen mit Alberto Tomba, daran, wie ich als Kind mittags vor dem Fernseher sass, um den zweiten Lauf anzuschauen.
Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?Wir wohnten in Chur direkt neben Leo Schumacher, der damals Trainer der 1. Mannschaft war. Sein Sohn fragte mich, ob ich auch mal ins Training mitkommen wolle. Da war ich etwa 6-jährig. Es hat mich sofort gepackt.
Welches war Ihr schönster Moment?Privat unsere Hochzeit im vergangenen Sommer. Das Wetter spielte zwar nicht ganz mit, dennoch war der Tag genial.
«Bei den Lakers gehe ich jeden Tag gerne zur Arbeit.»
Und im Sport?Mein erstes NLA-Spiel. Es war jener Tag (8. Dezember 2001; Red.), an dem Skirennfahrer Silvano Beltrametti schwer verunglückte – leider. Wir (Chur, Red.) spielten in Ambri (3:3 nach Verlängerung). Kaum war ich beim ersten Einsatz über die Bande gesprungen, wurde ich über den Haufen gefahren. Ich befürchtete Schlimmes, es ging zum Glück nicht im gleichen Stil weiter. Ende Saison stieg Chur ab, und ich wechselte zu Zug – wo Leo Schumacher mittlerweile Trainer war.
Und welches war die grösste Enttäuschung?Das Halbfinalaus mit dem EVZ in der Saison 2012/13 gegen Bern. Wir lagen in der Serie 3:2 vorne – und hätten sie gewinnen müssen.
Mit welchen Erwartungen nehmen Sie das Heimspiel gegen das NLB-Schlusslicht Ticino Rockets (heute Freitag) in Angriff?Ich erwarte von uns einen Sieg. Wir müssen jedoch aufpassen: Wenn es dieser jungen Mannschaft einmal läuft, wird es schwierig. Das zeigte sich nicht zuletzt am Dienstag beim Sieg über Thurgau – das uns ja am vergangenen Freitag geschlagen hat. Der Schlüssel wird sein, den Gegner sogleich mit unserem Tempospiel unter Druck zu setzen.
Sie spielen Ihre erste Saison bei den Lakers und auch Ihre erste in der NLB. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?Am Anfang hatte ich Mühe, reinzukommen. In der NLB wird anders gespielt, weniger strukturiert. Daran musste ich mich zuerst gewöhnen. Aber mittlerweile läuft es sehr gut (Casutt ist aktuell mit 36 Punkten drittbester Skorer im Team hinter den Kanadiern Jared Aulin und Dion Knelsen und der zweitbeste Schweizer der NLB hinter Langenthals Stefan Tschannen; Red.). Es macht wirklich Spass bei den Lakers. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Das war zuvor nicht mehr der Fall.
Haben Sie sich deshalb aus der höchsten Liga verabschiedet?Ja. Die erste Saison in Kloten, unter Felix Hollenstein, war gut. Da kam die zuvor in Zug abhandengekommene Freude zurück. Das änderte sich mit dem Trainerwechsel (zu Sean Simpson; Red.). So sagte ich mir: So kann es nicht weitergehen – und sah mich nach einer neuen Herausforderung um. Ob NLA oder NLB, ist für mich nicht entscheidend.
Sie sind 32-jährig. Welche Ziele haben Sie noch im Eishockey?Nur eines: mit Rappi aufsteigen.
Und wie stehen die Chancen?Es wird sicher nicht einfach, die Konkurrenz ist stark, der Weg lang. Aber ich sehe uns auf gutem Weg. Speziell im Defensivspiel haben wir uns zuletzt enorm verbessert. Und das ist in den Playoffs entscheidend.
Mit welcher Person würden Sie gerne für einen Tag tauschen?(überlegt lange) Ich fühle mich eigentlich sehr wohl in meiner Haut. (überlegt nochmals) Vielleicht mit einem Kampfjetpiloten – obwohl ich nicht so gerne fliege. Mal diese Geschwindigkeit, diese Fliehkräfte zu erleben, wäre was.
Ihr Lieblingssong?Musik sagt mir nicht allzu viel. Im Auto höre ich Radio.
Ihr Lieblingsfilm?«Intouchables».
Ihr Lieblingsbuch?«Das verborgene Leben des Fidel Castro». Darin plaudert ein Leibwächter, der in die USA floh, aus dem Nähkästchen. Fidel gaukelte den Menschen vor, er sei arm wie sie, dabei hatte er überall Villen und eine riesige Jacht.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?Dass ich die Dinge, die ich mache, richtig mache. Und dass ich Freude an dem habe, was ich tue.
Was ist Ihr grösstes Laster?Süsses, speziell Comella-Drinks.
Und welches ist Ihre beste Eigenschaft?Ich bin sehr geduldig.
Was macht Sie glücklich?Erfolg im Eishockey und gesund zu sein.
Was ärgert Sie?Unnötige Niederlagen.
Was machen Sie in zehn Jahren?Nichts mehr, das mit Eishockey zu tun hat. Ich werde einer «normalen» Arbeit nachgehen, bei der ich an den Wochenenden frei habe. Irgendein Bürojob – keine Ahnung, was genau.
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