Stadtrat muss Stimmbürger von teurerem Projekt überzeugen
Anfang 2018 werden die Stimmbürger über den Baukredit für die Lido-Sanierung entscheiden. Voraussichtlich beantragt der Stadtrat dafür einen Kredit von rund 33 Millionen Franken. Angst hat der Stadtrat vor der Abstimmung nicht.

Der Ballon auf dem Lido-Areal ist Geschichte. Der Stadtrat gibt die Pläne einer Traglufthalle auf. Manch ein Stimmbürger dürfte sich ob dieser Nachricht die Augen reiben. Denn das sah der Stadtrat auch schon anders. Rückblende: Dienstag, 5. April 2016, Kreuz Jona. Die Stimmbürger diskutieren an der Bürgerversammlung den Projektierungskredit für das Lido-Areal. Der geplante Ballon wird kritisch beurteilt. Patrick Biella vom Architekturforum Obersee meint, eine Traglufthalle für das Ausseneisfeld sei architektonisch nicht vertretbar: «Dieser Ballon ist silhouettenbildend und identitätsstiftend.» Weil die Stadt in Sachen Architektur eine Vorbildfunktion habe, müsse eine bessere Bauweise geprüft werden.
Der damalige Stadtpräsident Erich Zoller (CVP) erklärte, dies sei bereits geschehen. Weil die geschätzten Baukosten für das Projekt Lido 33 Millionen Franken betragen würden, habe man Sparpotenzial prüfen lassen. Dieses wurde beim festen Dach über dem Eisfeld geortet. Der Antrag des Architekturforums scheiterte in der Versammlung deutlich.
Keine Dauerlösung
Nun also die Kehrtwende des Stadtrates. «Die Technik für Traglufthallen ist noch nicht so weit, wie wir uns das erhofft haben», sagt Bauchef Thomas Furrer (parteilos). Der Energieverbrauch ist zu gross. Auch die Befestigung der Traglufthalle ist komplexer als gedacht. «Uns wurde zudem nicht gesagt, dass eine Traglufthalle zum Eishockeyspielen akustisch derart schwierig ist», ergänzt Furrer. Die Geräusche eines Eishockeyspiels würden massiv verstärkt. Einen Ballon als Dauerlösung anzustreben, sei so keine gute Idee. Für vier bis fünf Jahre darauf zu setzen wäre eine Option, aber das bringe das Gesamtkonzept Lido nicht weiter.
«Uns wurde nicht gesagt, dass eine Traglufthalle zum Eishockeyspielen akustisch derart schwierig ist».
Nun hat der Stadtrat das weitere Vorgehen entschieden: Die grundsätzliche Stossrichtung des Gesamtprojekts mit einem neuen Sockelgeschoss und der darüber liegenden Trainingshalle südlich der Eishalle sowie einem temporären Ausseneisfeld auf dem heutigen Fussballplatz im Lido bleibt bestehen.
Abstimmung im Frühling
Die Projektierung des Gesamtprojekts wird wie geplant vorangetrieben. Das Vorprojekt und der Baukreditantrag sollen an der Bürgerversammlung im Dezember 2017 vorgelegt werden. Abschliessend entscheidet die Bürgerschaft an der Urne über das Gesamtprojekt und den Baukredit. Die Urnenabstimmung soll im Frühjahr 2018 stattfinden.
Für den Bau des temporären Ausseneisfelds auf dem heutigen Fussballplatz bedeutet dies eine Verzögerung von rund einem Jahr. In dieser Zeit wird das heutige Eisfeld nochmals weiterbetrieben wird. Ursprünglich geplant war ein Baubeginn im Sommer 2017 und die Inbetriebnahme des neuen temporären Ausseneisfeldes auf die Wintersaison 2017/2018. Während der Bauphase soll das neue temporäre Ausseneisfeld als Übergangslösung für den Trainingsbetrieb dann aber zur Verfügung stehen – allerdings jetzt open-air ohne Dach. Stadtpräsident Martin Stöckling (FDP) sagt, man wolle mit der vorübergehenden Verschiebung des Baustartes beim Ausseneisfeld einen vorschnellen Entscheid vermeiden, der später dem Projekt in die Quere kommt.
«In der Politik sind wir aber jetzt gefragt, die Stimmbürger vom Lido-Projekt zu überzeugen.»
Die 2,1 Millionen Franken für Bau des temporären Ausseneisfeldes, welche die Bürger im April 2016 gesprochen haben, werden für diesen Zweck verwendet – auch wenn der Ballon nun wegfällt. «Wir brauchen vom Kredit rund 500000 Franken nicht, welche die Traglufthalle gekostet hätte», sagt Furrer.
Gesamthaft lässt sich durch den Verzicht auf die Traglufthalle aber definitiv kein Geld sparen. Eine fixe Halle als Alternative kostet viel Geld. Statt 29 Millionen Franken dürfte das Projekt nun wieder rund 33 Millionen Franken kosten, auch wenn der Stadtrat die konkrete Zahl nicht bestätigten will.
Das Projekt sieht nebst den Eishockeyfeldern vor, das Schwimmbad Lido umfassend zu sanieren und zu erweitern. So sollen neu beispielsweise sechs statt bisher drei Schwimmbahnen die Länge von 50 Metern aufweisen. Der Projektierungskredit von einer knappen Million Franken wird durch den Ersatz von Ballon zu Halle nicht tangiert.
Angst, dass das Projekt aufgrund der hohen Kosten scheitern könnte, hat Furrer nicht. Man müsse die Kostensteigerung für eine gute Lösung in Kauf nehmen. «In der Politik sind wir aber jetzt gefragt, die Stimmbürger vom Lido-Projekt zu überzeugen.» Dem pflichtet auch Martin Stöckling bei, ergänzt aber selbstkritisch: «Wir müssen uns überlegen, welche Zahl mehrheitsfähig ist». Wichtig sei, dass man aus Kostengründen keine schlechten Kompromisse mache. «Das Projekt kostet viel Geld, deshalb müssen wir langfristig die beste Lösung haben.»
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