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Der städtischen Ärzteschaft platzt einmal mehr der Kragen

Das Spital Linth eröffnet eine Physiotherapie-Dependance in Jona. Das stösst der Ärzteschaft von Rapperswil-Jona sauer auf.

Der Ärzteschaft von Rapperswil-Jona liegt etwas auf dem Magen. Und einmal mehr geht es um das Spital Linth. Ab dem 1. Juli betreibt das Uzner Spital eine «Physiodependence» in Jona. Auch spezialärztliche Beratungen wären in der Praxis möglich. Am 15. März sind die Ärzte von Rapperswil-Jona mündlich vom Spital Linth über die Praxispläne informiert worden.

«Bis heute haben wir nichts schriftliches erhalten», sagt Daniel Holtz, Vertreter der Rapperswil-Joner Ärzte. Dass die Ärzteschaft nun an die Öffentlichkeit gelangt, hänge mit der St. Galler Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann zusammen. Man habe Anfang April um einen Gesprächstermin gebeten und - auch auf mehrfaches schriftliches Drängen hin - als früheste Möglichkeit den 31. Mai angeboten bekommen. «Wenn das Spital Linth seine Praxis im Sommer eröffnen will, ist das zu spät». Eine solche Praxis ausserhalb der Mauern des Spitals sei ein No-Go. «Wir wollen uns gegen diese gesamtschweizerische Tendenz wehren, auch für unsere Kollegen in anderen Regionen.»

Langjähriger Streit

Zwischen der Ärzteschaft von Rapperswil-Jona und dem Spital Linth brodelt es schon länger. Hintergrund ist die Notfallpraxis im Gebäude der neuen privat betriebenen Rosenklinik. Der Gründung vorausgegangen war im Herbst 2014 ein Streit mit dem Spital Linth, welches eigene Pläne für eine solche Permanente hatte. Stets betonte die Ärzteschaft, sie fühle sich vom Spital übergangen und unter Druck gesetzt. Das Spital wiederum konterte, man plane keinen Alleingang, sondern wolle den hausärztlichen Notfalldienst in die Permanence integrieren und mit ­ den Ärzten zusammenarbeiten. Die Pläne scheiterten. Danach wurde der für Januar 2015 geplante Start um ein Jahr verschoben, weil die Kosten für eine provisorische Eröffnung in einem Joner Medizinzentrum zu hoch waren. Im April 2016 wurde die Permanance zusammen mit dem Spital Linth eröffnet. Die Wogen schienen geglättet.

«Die finanzielle Belastung für das Spital wurde zu gross.»

Urs Graf, Direktor Spital Linth

Doch nur wenige Monate nach dem Start der Notfallpraxis kündigte das Spital Linth im Dezember den Vertrag mit der Ärzteschaft auf. Die Gründe blieben im Dunkeln. Nun äussert sich Spitaldirektor Urs Graf erstmals und sagt: «Die finanzielle Belastung für das Spital wurde zu gross.» Der Businessplan sei bei Weitem nicht erreicht worden. «Eine weitere Zusammenarbeit wäre von unserer Seite durchaus gewünscht gewesen, aber nur unter gleichberechtigten Partnern.»

Die Ärzteschaft ihrerseits sagt, das Spital habe nach der Kündigung unerfüllbare Bedingungen an eine weitere Zusammenarbeit gestellt: «Insbesondere ging es darum, dass die Notfallpraxis der Ärzteschaft Rapperswil-Jona nicht zur Filiale des Spitals wird. Solches wäre weder im Interesse der Patienten, noch des Steuerzahlers.» Die Kündigung hat Folgen: Bis anhin waren werktags von 17 bis 22 Uhr Kaderärzte des Spitals Linth in der Permanence anwesend. Mit dem gekündigten Vertrag fällt diese Unterstützung weg, die Ärzteschaft kompensiert dies temporär mit eigenen Kräften. Eine Dauerlösung ist das aber nicht: «Wir sind in guten Verhandlungen mit anderen Partnern», sagt Holtz dazu. Weitere Details will er nicht bekannt geben.

Vollendete Tatsachen

In die aktuelle Geschäftsleitung des Spitals Linth habe die Ärzteschaft von Rapperswil-Jona kein Vertrauen mehr, sagt Daniel Holtz. «Wir sind erschüttert.» Hintergangen fühle man sich, weil das Spital Linth den Vertrag mit der Notfallpraxis ohne Vorankündigung aus heiterem Himmel gekündigt habe. Erst nach «sicher bereits seit Monaten laufender Planungs- und Vorbereitungsarbeiten betreffend der Praxis in Rapperswil-Jona» habe man die Ärzteschaft vor Ort darüber orientiert vor vollendete Tatsachen gestellt. «Ich bin überzeugt, dass das Spital Linth aufgrund des aufgekündigten Vertrags mit der Notfallpraxis einen Strategiewechsel bezüglich des Wirkens im Raum Rapperwil-Jona vorgenommen hat», sagt Holtz. «Nämlich von Kooperation zu Konfrontation.» Holtz bezweifelt, dass zwischen der Aufkündigung der Zusammenarbeit in der Permanence und den spitalexternen Praxen in Rapperswil-Jona kein Zusammenhang besteht.

Vollendete Tatsachen

Hier winkt Spitaldirektor Urs Graf ab: Aus Platzgründen habe das Spital Linth während der Umbauphase zusätzliche Räumlichkeiten, insbesondere für die Physiotherapie anmieten müssen. «Wir haben uns entschieden, dies dort zu tun, wo der der grösste Teil der Bevölkerung ist, nämlich in Rapperswil-Jona.» Nebst dem physiotherapeutischen Angebot könne es durchaus sein, dass die Räumlichkeiten punktuell auch für gewisse spezialärztliche Sprechstunden genutzt würden. «Diese konkurrenzieren die Ärzteschaft Rapperswil-Jona aber nicht.»

Eine Aussage, welche den Blutdruck der Ärzteschaft mit Sicherheit noch mehr in Wallung bringen dürfte. Sie fordern von Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann, «alle Karten zu den vom Staat finanzierten Spital-Praxen in Rapperswil-Jona auf den Tisch zu legen und das Projekt sofort zu stoppen».