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«Ich will nicht wieder umziehen müssen»

Bea Schoch verträgt keine elektromagnetischen Felder von hochfrequenter Strahlung, wie sie zum Beispiel von Mobilfunk oder WLAN ausgehen.
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Bea Schochs Haus steht ganz allein inmitten von Wiesen im Wädenswiler Berg. Ganz so allein fühlt sich momentan auch Bea Schoch. In unmittelbarer Nähe ihres Wohnorts, beim Schulhaus Langrüti, will ein Komitee um den bekannten Liedermacher Andrew Bond eine Richtfunkantenne aufstellen. Diese soll ein Langstrecken-WLAN erzeugen und die langsame Internet-Verbindung von 5 Megabites pro Sekunde im Wädenswiler Berg beschleunigen. Für das schnelle Internet kämpft das Komitee seit mittlerweile fünf Jahren.

Lange Leidensgeschichte

Bea Schoch aber will keine Antenne. Am Eingang des Hauses an der Schönenbergstrasse, in der Bea Schoch mit einer Kollegin zur Miete lebt, prangt ein Schild: «Liebe Gäste, im Haus bitte Handy auf Flugmodus oder abstellen. Vielen Dank!»

Bea Schoch verträgt keine elektromagnetischen Felder von hochfrequenter Strahlung, wie sie zum Beispiel von Mobilfunk oder WLAN ausgehen. Sie zählt zu jenen 5 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die sich als elektrosensibel bezeichnen. Entdeckt hat sie ihre Hypersensibilität 2001, als sie in ihrer Wohnung im Hangenmoos ein kabelloses Telefon installierte. «Es war mir erst wieder wohl, als ich es aussteckte.» 2003 wurde in der Nähe ihres Wohnorts eine Mobilfunkantenne installiert und Bea Schoch zügelte an die Speerstrasse. Ruhe fand sie dort nicht: Im benachbarten Quartier Baumgarten errichtete Sunrise trotz Widerstand seitens einer IG Ende 2010 eine UMTS-Antenne. Bea Schoch ahnte nichts von der Inbetriebnahme, bis sie plötzlich unter Schlafstörungen litt. «Als ich mich bei der kantonalen Stelle für nichtionisierende Strahlung erkundigte erfuhr ich, dass die Antenne gerade zum Zeitpunkt, als ich nicht mehr schlafen konnte, ihren Betrieb aufgenommen hat.»

Kollegen nehmen Rücksicht

2011 zügelte Bea Schoch ein zweites Mal, diesmal nach Schönenberg. «Das waren die schlimmsten vier Jahre meines Lebens, ich konnte überhaupt nicht mehr schlafen.» Eine Odyssee begann, in der Bea Schoch versuchte, eine geeignete Wohnung zu finden. Neben ihrer Schlaflosigkeit hatte sie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, stand unter Dauerstress, bis sie schliesslich 2014 an die Schönenbergstrasse in Wädenswil zog. «Hier habe ich endlich einen Platz gefunden, wo es mir wohl ist. Ich will nicht mehr umziehen müssen», sagt Bea Schoch. Auch an ihrem Arbeitsort stimmt die Strahlung: Im Gebäude der Agroscope, wo sie als Biologie-Laborantin arbeitet, gibt es kein WLAN, die Mitarbeiter in ihrer Nähe schalten das Handy auf Flugmodus.

Als sie von den Plänen von Andrew Bond und dem Komitee für schnelleres Internet erfuhr, nahm Bea Schoch Kontakt mit ihm auf und unterstützte die Idee eines strahlenfreien Anschlusses ans Internet mittels Glasfaserleitung. Doch das Vorhaben des Komitees scheiterte. Die Bewohner vom Wädenswiler Berg konnten den erforderlichen Betrag von 482 000 Franken für das Swisscom-Glasfasernetz nicht auftreiben. Der neuste Plan des Komitees sieht deshalb vor, mittels einer Relaisstation auf dem Rossberg in Schindellegi und einer beim Schulhaus Langrüti ein Langstrecken-WLAN einzurichten und dafür eine WLAN-Antenne aufzustellen.

«Wäre katastrophal»

«Für mich wäre das katastrophal» sagt Bea Schoch. Sie ist überzeugt, dass die Richtfunkantenne ihre Gesundheit beeinträchtigen würde und lehnte deshalb auch einen entsprechenden Versuch ab. Max Fehr von der Firma Smaro GmbH, welche die Richtfunkantenne installieren wird, hatte ihr vorgeschlagen, eine provisorische Antenne zu installieren. Eine externe Firma hätte diese innerhalb von ein paar Wochen für 72 Stunden eingeschaltet; für Bea Schoch ein Test, ob sie die Strahlung wirklich spürt. Bea Schoch erklärte sich zuerst einverstanden, lehnte nachträglich aber ab: «Allein die Idee belastet mich zu stark.»

Verständnis für Situation

Trotz ihres Verständnisses für die Anliegen des Komitees hat sie sich entschlossen, Einsprache zu erheben gegen die Richtfunkantenne und sucht Leute, die sie dabei unterstützen. «Meine Vision wäre, dass wir das Gebiet um die Langrüti als strahlenarme Gegend erhalten, in der vielleicht auch andere elektrosensible Personen zur Ruhe kommen können.»

Andrew Bond nimmt die angekündigte Einsprache von der sportlichenSeite: «Ich kann Bea Schochs Lage völlig verstehen und es ist ihr gutes Recht, Einsprache zu erheben», sagt Bond. Für ihn und seine Familie sei eine schnelle Internetverbindung jedoch essentiell. Auch geschäftlich werde der Leidensdruck grösser, sagt Andrew Bond. Er plant, sein Theaterunternehmen und den Verlag in die Beichlen zu zügeln.

Das Baugesuch für die Richtfunkantenne ist laut Auskunft von Max Fehr unterwegs. Er hofft, die Bergler Anfang März ans schnelle Netz anschliessen zu können.